15. Interdisziplinärer Kongress für Suchtmedizin München

PosterIm Rahmen dieser  Veranstaltung haben wir ein Poster präsentiert. Wie der Titel erahnen lässt, ist der Text diesmal ein klein wenig provokant ausgefallen:
Baclofen: RTU in Frankreich – Schweigen in Deutschland

Baclofen ist eine wirksame und kostengünstige Möglichkeit zur Behandlung der Alkoholstörung, deren klinisch-praktische Erfolgsergebnisse in Deutschland weitgehend ignoriert werden.

Das Medikament ist sicher und in der Praxis nebenwirkungsarm. Die Off-Label-Verschreibung – in der Psychiatrie üblich – sollte in Anbetracht der erzielbaren Erfolgsraten (NNT = 2) kein Hindernis mehr sein. In Frankreich engagieren sich bereits über 850 Ärzte öffentlich für Baclofen, 10.000 nutzen es. Und in Deutschland? 

Voilà – Baclofen in trockenen Tüchern


Bactricoloreblog
Marisol Touraine genehmigt die Kostenübernahme für Baclofen in der Behandlung gegen Alkoholabhängigkeit: Ein grosser Fortschritt für die Patienten.
Marisol Touraine, Sozial- und Gesundheitsministerin Frankreichs, freut sich über die heutige Bekanntgabe eines offiziellen Erlasses, der die Kostenübernahme von Baclofen im Rahmen der Behandlung der Alkoholabhängigkeit erlaubt. Die Ministerin begrüsst diesen wichtigen Schritt für die Patienten.
 
Diese Entscheidung folgt der am 14. März 2014 von der ANSM erteilten RTU. Seit diesem Datum kann das Muskelrelaxans (zuvor bereits zugelassen und erstattungsfähig für die klassische Verwendung) für die Behandlung der Alkoholabhängigkeit in einem für Ärzte und Patienten sicheren Rahmen verschrieben werden. Obwohl bereits weit verbreitet, war die Anwendung von Baclofen zu diesem Zweck bislang weder anerkannt noch geregelt.

Dank des Erlasses der Ministerin wird das Medikament im Rahmen der Behandlungen gegen Alkoholabhängigkeit erstattungsfähig. Marisol Touraine freut sich über diesen grossen Fortschritt für die Patienten, der eine Antwort auf eine der drängendsten Fragen der öffentlichen Gesundheit ermöglicht. 
 
Frankreich ist somit das erste Land, das die Anwendung und die Wirksamkeit dieses Medikaments im Kampf gegen den Alkoholismus vollumfänglich anerkennt.

Sylvie aus unserem französischen Partnerforum: Heute wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen und niemand wird noch behaupten können, dass Baclofen nicht wirksam ist.
Wir alle haben durch unsere Hartnäckigkeit gewonnen. 
Möglich wurde dieser Sieg durch die enorme Unterstützung der Ärzte und Journalisten, die uns in diesen Kampf unterstützt haben. 
Olivier Ameisen wird der Nobelpreis nicht zuerkannt, aber ich denke kein Patient wird je vergessen, was er ihm schuldig ist.

Pille gegen Alkoholsucht lässt auf sich warten

Die Welt-Logo

In Frankreich können Alkoholabhängige mit dem Wirkstoff Baclofen ihre Sucht bekämpfen. In Deutschland ist die Zulassung nicht in Sicht. Eine Studie läuft. Von Claudia Liebram 
Hier bitte weiterlesen …

„Nach fast 5 Jahren des Schweigens (Prof. Olivier Ameisen nannte es in seinem Buch „ohrenbetäubende Stille“ – ein ein Oxymoron), ist in einer renommierten Deutschen Tageszeitung ein Wasserstandsbericht zum Thema Baclofen zu lesen.

In den vergangenen Jahren stieg der Presse-Pegel in Frankreich ständig an, in Deutschland herrschte Ebbe. Von der deutschen Öffentlichkeit unbemerkt, wurde Baclofen für die Behandlung der Alkoholsucht in Frankreich endlich zugelassen. 

Ich erinnere an dieser Stelle nocheinmal daran: in Deutschland sterben jährlich 74.000 Menschen an einer Krankheit, deren Heilung oder Eindämmung offensichtlich möglich ist. Ganz zu schweigen von der Linderung der Not in den Familien, die davon betroffen sind.“ FJK 
    

Die Baclofen Saga Teil 4: Die Servilität des "Quotidien du Médecin"

BGrangerIn diesem vierten Teil der Serie, legt Professor Bernard Granger dem renommierten Magazin der medizinischen Fachwelt Frankreichs, Unterwürfigkeit gegenüber der pharmazeutischen Industrie zur Last. 

Die Rolle der medizinischen Fachpresse war beim Skandal rund um das Medikament „Médiator“ heftig kritisiert worden. Als Handlanger der Pharma angeklagt, wurde sie im Rapport mit der Untersuchung betrauten Senatskommission mit diesen Worten unter Beschuss genommen: «Eine kritische Lektüre der Medizinpresse zeigt ein ausgeprägtes Desinteresse gegenüber den unerwünschten Nebenwirkungen, das an Blindheit grenzt. So erscheint es immer glaubwürdiger, dass einzelne tatsächlich unter Einfluss dieser Presse gerieten.

Es muss wohl oder übel festgestellt werden, dass Pressefreiheit für die medizinische Presse, wie das Fair Play im Profi-Sport, ein fernes, aber unerreichbares Ziel ist, das man sich zum Vorsatz nimmt, um den Schein zu wahren.» Das finanzielle Gleichgewicht vieler dieser Presseorgane beruht auf den Werbeeinnahmen von der Pharmaindustrie und darf nicht gefährdet werden. (Edit: das Medikament Mediator führte zu einigen hundert Todesfällen, weshalb es in Italien und der Schweiz vom Markt genommen wurde. In Deutschland erfolgte keine Zulassung. Selbst nach unübersehbaren Hinweisen reagierte die französische ANSM ungewöhnlich zögerlich). weiterlesen auf Seite 2 …

Während wir auf die Zulassung von Baclofen warten, sterben unsere Patienten

Alkoholismus ist weder eine Charakterschwäche, noch ein Laster, sondern eine Krankheit (1). Eine multikausale Krankheit, teilweise neurobiologisch bedingt. Frankreich zählt zwei bis drei Millionen Alkoholabhängige (2). Diese Plage der Menschheit verursacht pro Tag mehr als 130 vorzeitige Todesfälle – unter allgemeiner Teilnahmslosigkeit. Die sozialen Kosten für den Staat werden auf 20 bis 37 Milliarden ? pro Jahr geschätzt, fast 1.5% des BIP (3 – 4 – 5. Es sind die Kosten und verheerenden Schäden einer Epidemie ohne Ende.

Baclofen, ein echtes Mittel gegen den Alkoholismus

Abstinenz ist nach wie vor meist das einzige Angebot, das den Betroffenen gemacht wird. Der Wille, die Hilfs- und Präventionsorganisationen, einzelne Medikamente mit höchst mässiger Wirkung oder die Entwöhnungskuren sind alle auf die Aufrechterhaltung der Abstinenz ausgerichtet. Der Kranke erträgt seine Krankheit besser, aber er bleibt krank, lebenslänglich verdammt dazu, gegen seine Sucht zu kämpfen. In diesem unmenschlichen Kampf wird die grosse Mehrheit rückfällig. Andere geben auf und sterben einen frühzeitigen Tod. Weiterlesen auf Seite 2 …

Die Baclofen Saga Teil 3: Der Wind dreht

BGrangerIm Juni 2011 gab die Afssaps (Agence française de sécurité sanitaire des produits de santé, deutsch: Französische Agentur für die Sicherheit von Gesundheitsprodukten) eine negative Stellungnahme zur Wirksamkeit von Baclofen bei der Behandlung der Alkoholabhängigkeit ab. Diese Warnung stützte sich auf Schlussfolgerungen von Experten, welche teilweise in Verbindung zu Produzenten von Konkurrenzprodukten standen. Fast zehn Monate dauerte es, bis die Afssaps unter Druck von Professor Granger’s hartnäckigen Interventionen eine Mitteilung herausgab, die die Wirksamkeit des neuen Medikaments angemessener beurteilte.

Im Juni 2011 hatte die Afssaps eine Stellungnahme zur Verwendung von Baclofen bei Alkoholabhängigkeit abgegeben (http://www.baclofene.org/baclofene/afssaps-mise-en-garde-sur-l%E2%80%99utilisation-hors-amm-du-baclofene-dans-le-traitement-de-l%E2%80%99alcoolo-dependance-062011). Sie war als „Warnung“ betitelt und beharrte auf der fehlenden Datenlage in … weiterlesen auf Seite 2

Geliebte, gehasste Sucht: Warum werden wir süchtig?

Menschen bei Maischberger – endlich eine Sendung die dem Problem annähernd gerecht wird. Prof. Michael Musalek (Wien) macht das „zentrale Problem“ beim Thema Sucht deutlich, es ist die fehlende Selbstliebe bei den Betroffenen. Sendungen wie diese fördern das Verständnis für Abhängigkeit und somit das Verständnis für diejenigen die davon betroffen sind. Dabei wurde besonders bei den nichtstofflichen Süchten wie „Bulimie“ oder das andere Extrem „binge eating“ deutlich, wie sich die Wahrnehmung des Betroffenen von der Realität abkoppelt. Sehr empfehlenswert, wer will kann sich die Sendung hier ansehen.

Prof. Musalek: Selincro® ist keine Pille gegen Alkoholismus

Michael Musalek bei Sandra Maischberger: keine „Pille“ gegen Alkoholismus

Sandra Maischberger fragte nach der „Pille“ gegen Alkoholismus. Hier musste Musalek mit seiner Erläuterung überzogene Erwartungen „enttäuschen“: Alkohol setzt Dopamin frei und kann ein beschwingtes Gefühl auslösen; medikamentös lässt sich diese Freisetzung abschwächen und damit die Attraktivität des Alkohols vermindern – nicht mehr. Wer viel Alkohol zu sich nimmt, aber nicht abhängig ist, kann auf diese Weise per „Pille“ künftig seinen Alkoholkonsum vermindern, vermutet der Psychiater.

Textauszug aus Psychologie-aktuell … weiterlesen