Voilà – Baclofen in trockenen Tüchern


Bactricoloreblog
Marisol Touraine genehmigt die Kostenübernahme für Baclofen in der Behandlung gegen Alkoholabhängigkeit: Ein grosser Fortschritt für die Patienten.
Marisol Touraine, Sozial- und Gesundheitsministerin Frankreichs, freut sich über die heutige Bekanntgabe eines offiziellen Erlasses, der die Kostenübernahme von Baclofen im Rahmen der Behandlung der Alkoholabhängigkeit erlaubt. Die Ministerin begrüsst diesen wichtigen Schritt für die Patienten.
 
Diese Entscheidung folgt der am 14. März 2014 von der ANSM erteilten RTU. Seit diesem Datum kann das Muskelrelaxans (zuvor bereits zugelassen und erstattungsfähig für die klassische Verwendung) für die Behandlung der Alkoholabhängigkeit in einem für Ärzte und Patienten sicheren Rahmen verschrieben werden. Obwohl bereits weit verbreitet, war die Anwendung von Baclofen zu diesem Zweck bislang weder anerkannt noch geregelt.

Dank des Erlasses der Ministerin wird das Medikament im Rahmen der Behandlungen gegen Alkoholabhängigkeit erstattungsfähig. Marisol Touraine freut sich über diesen grossen Fortschritt für die Patienten, der eine Antwort auf eine der drängendsten Fragen der öffentlichen Gesundheit ermöglicht. 
 
Frankreich ist somit das erste Land, das die Anwendung und die Wirksamkeit dieses Medikaments im Kampf gegen den Alkoholismus vollumfänglich anerkennt.

Sylvie aus unserem französischen Partnerforum: Heute wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen und niemand wird noch behaupten können, dass Baclofen nicht wirksam ist.
Wir alle haben durch unsere Hartnäckigkeit gewonnen. 
Möglich wurde dieser Sieg durch die enorme Unterstützung der Ärzte und Journalisten, die uns in diesen Kampf unterstützt haben. 
Olivier Ameisen wird der Nobelpreis nicht zuerkannt, aber ich denke kein Patient wird je vergessen, was er ihm schuldig ist.

RTU: Informelle Ärzte-Gruppen fordern Nachbesserung

Pressecommuniqué  MG Addictions / Fédération Addiction und RESAB

 

Die ANSM hat kürzlich eine RTU für Baclofen in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit und des Alkoholmissbrauchs verfügt. 

 

Dies ist die Leistung der betroffenen Patienten selbst und der Patientenvereinigungen. Ebenso eine Leistung, die verschiedenen praktizierenden Ärzten anzurechnen ist, die bei der off-label-Verschreibung von Baclofen einen erheblichen klinischen Aufwand für ihre Patienten betrieben haben. 

 

 

RTU: ein Rahmen, der die erworbene Erfahrung integriert

 

Diese RTU bietet einen rechtlichen Rahmen und eine Überwachung der Medikamentensicherheit in der Verschreibung, und sie gewährleistet bis zur Bekanntgabe der Resultate der Studien „Bacloville“ und „Alpadir“ die Kostenerstattung durch die Krankenkasse. Die durch die RTU vorgesehene Erhebung der Daten liegt nahe beim gleichartigen Termin der Bacloville-Studie. Die Erhebung muss einfach und praktisch für die Ärzte sein, wie das Modell eines überwachenden Netzwerks der RESAB vorgibt. weiterlesen Seite 2 … 

Ab heute können alle Ärzte Frankreichs, Baclofen auf Kassen-Kosten verschreiben.

Die temporäre Zulassung (RTU) ist ab heute unter nachfolgenden Voraussetzungen gültig.  

Therapieziele: Aufrechterhaltung der Abstinenz nach dem Alkoholentzug und/oder
Erreichen eines unbedenklichen Konsums bei Risiko-Trinkern 

  • Psycho-Soziale Begleitung und ärztliche Kompetenz bei Alkoholismus wird vorausgesetzt.
  • Baclofen darf erst verschrieben werden, wenn andere anerkannte Therapien nicht wirksam waren, bereits begonnene Behandlungen können aber weiter geführt werden.
  • Dosierung: 15 – max. 300 mg/Tag. Ab 120 mg muss die Zweitmeinung eines Suchtspezialisten oder eines Arztes mit Erfahrung in der Alkoholismusbehandlung eingeholt werden. Ab 180 mg/Tag bedarf die Verschreibung einer Absprache mit einer spezialisierten suchtmedizinischen Stelle.
  • Kontraindikationen sind (aufgrund möglicher unerwünschter Nebenwirkungen) neurologische Störungen, schwere Epilepsie und ernste psychiatrische Krankheitsbilder wie Schizophrenie, Bipolarität, schwere Depressionen. Schwere Nieren- oder Leberinsuffizienz sind ebenfalls kontraindiziert.
  • Die Behandlungsdaten der ambulanten Verschreibungen werden während der 3jährigen Frist in einer Datenbank gesammelt und ergänzend mit den beiden klinischen Studiendaten zusammengeführt.
  • Die RTU ist 3 Jahre gültig. Eine endgültige Zulassung für diese Indikation ist danach möglich, die Datenlage für eine Risiko-Nutzen-Abwägung sei heute noch zu dünn.

Quelle: ANSM

Während wir auf die Zulassung von Baclofen warten, sterben unsere Patienten

Alkoholismus ist weder eine Charakterschwäche, noch ein Laster, sondern eine Krankheit (1). Eine multikausale Krankheit, teilweise neurobiologisch bedingt. Frankreich zählt zwei bis drei Millionen Alkoholabhängige (2). Diese Plage der Menschheit verursacht pro Tag mehr als 130 vorzeitige Todesfälle – unter allgemeiner Teilnahmslosigkeit. Die sozialen Kosten für den Staat werden auf 20 bis 37 Milliarden ? pro Jahr geschätzt, fast 1.5% des BIP (3 – 4 – 5. Es sind die Kosten und verheerenden Schäden einer Epidemie ohne Ende.

Baclofen, ein echtes Mittel gegen den Alkoholismus

Abstinenz ist nach wie vor meist das einzige Angebot, das den Betroffenen gemacht wird. Der Wille, die Hilfs- und Präventionsorganisationen, einzelne Medikamente mit höchst mässiger Wirkung oder die Entwöhnungskuren sind alle auf die Aufrechterhaltung der Abstinenz ausgerichtet. Der Kranke erträgt seine Krankheit besser, aber er bleibt krank, lebenslänglich verdammt dazu, gegen seine Sucht zu kämpfen. In diesem unmenschlichen Kampf wird die grosse Mehrheit rückfällig. Andere geben auf und sterben einen frühzeitigen Tod. Weiterlesen auf Seite 2 …