Olivier Ameisen ist vor einem Jahr, am 18. Juli 2013 in Paris verstorben

Olivier Ameisen in RavensburgEine wachsende Anzahl von Menschen in ganz Europa glaubt, dass mit seiner Entdeckung ein neues Kapitel in der Geschichte der Alkoholabhängigkeit aufgeschlagen wurde.

In der Öffentlichkeit bisher wenig bekannte Fakten,
könnten diese Aussage unterstützen:

Die Hellweg-Klinik Oerlinghausen musste Ende Mai 2014 schließen. Allein in Bayern haben seit 2010 fünf Suchtkliniken schließen müssen, obwohl die Abteilung „Glücksspielsucht“ neu in das Angebot aufgenommen wurde. Darunter Bayerns größtes Therapiezentrum, die Fachklinik Römerhaus, die aktuell zum 31. März ihre Schließung bekannt gab.

In allen Fällen wird als Begründung die „defizitäre Belegungs-Situation“ genannt. Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2013 befasste sich bereits vor der drohenden Schließung mit den Gründen: „Horst Seehofer ist schuld“. Leider hat der Autor verschwiegen, dass in der Fachklinik Römerhaus überwiegend „mehrfach geschädigte alkolkranke Männer“ therapiert wurden. Die zur Klinik gehörende Einrichtung „Birkenhof“ (Therapeutische Wohngemeinschaft für alkoholkranke Männer), wurde ebenfalls geschlossen.

Wenn’s ein bisschen mehr sein darf …

positivsmileIn Deutschland ist der Begriff „Recovery“ relativ unentdeckt, anders als in Australien, Neuseeland, Kanada, den Vereinigten Staaten und der Schweiz.

Das Ende der Unheilbarkeit ist hierzulande nicht sonderlich populär – andernorts wird Genesung nicht mehr angezweifelt sondern aktiv unterstützt. Es liegt auf der Hand, dass wir mit einem Medikament wie Baclofen bestens für diesen folgerichtigen, nächsten Schritt gerüstet sind – wenn’s denn ein bisschen mehr sein darf, als lediglich trocken zu werden … Hier bitte weiterlesen 

15. Interdisziplinärer Kongress für Suchtmedizin München

PosterIm Rahmen dieser  Veranstaltung haben wir ein Poster präsentiert. Wie der Titel erahnen lässt, ist der Text diesmal ein klein wenig provokant ausgefallen:
Baclofen: RTU in Frankreich – Schweigen in Deutschland

Baclofen ist eine wirksame und kostengünstige Möglichkeit zur Behandlung der Alkoholstörung, deren klinisch-praktische Erfolgsergebnisse in Deutschland weitgehend ignoriert werden.

Das Medikament ist sicher und in der Praxis nebenwirkungsarm. Die Off-Label-Verschreibung – in der Psychiatrie üblich – sollte in Anbetracht der erzielbaren Erfolgsraten (NNT = 2) kein Hindernis mehr sein. In Frankreich engagieren sich bereits über 850 Ärzte öffentlich für Baclofen, 10.000 nutzen es. Und in Deutschland? 

Selincro® (Nalmefen): Abstinenz bleibt das Ziel.

Das vorläufige Ende von „weniger trinken“ mit Hilfe eines Medikaments in Deutschland.
Jedenfalls soweit es Selincro® (Nalmefen) betrifft.

Das Medikament mit dem Handelsnamen Selincro wurde von der dänischen Firma Lundbeck mit Sitz in Kopenhagen erforscht und entwickelt. Bei dem Wirkstoff Nalmefen handelt es sich um ein Opiatderivat, welches dafür sorgt, dass die Belohnungsreaktion des Gehirns auf Alkohol ausbleibt. Das hilft den Betroffenen, ihren Abstinenzvorsatz auch durchzuhalten.

Um das Medikament verschrieben und finanziert zu bekommen, müssen die Betroffenen genau wie beim Antritt einer Therapie bereit sein, komplett auf Alkohol zu verzichten. Um die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken, wird das Medikament für maximal drei Monate von den Kassen übernommen. Eine Verlängerung dieser Frist auf sechs Monate ist im Einzelfall möglich. Verschrieben werden darf das Medikament nur von erfahrenen Suchtmedizinern.
Hier finden Interessierte den kompletten Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Arzneimittel-Richtlinie: Anlage III Nummer 2 – Alkoholentwöhnungsmittel.

Voilà – Baclofen in trockenen Tüchern


Bactricoloreblog
Marisol Touraine genehmigt die Kostenübernahme für Baclofen in der Behandlung gegen Alkoholabhängigkeit: Ein grosser Fortschritt für die Patienten.
Marisol Touraine, Sozial- und Gesundheitsministerin Frankreichs, freut sich über die heutige Bekanntgabe eines offiziellen Erlasses, der die Kostenübernahme von Baclofen im Rahmen der Behandlung der Alkoholabhängigkeit erlaubt. Die Ministerin begrüsst diesen wichtigen Schritt für die Patienten.
 
Diese Entscheidung folgt der am 14. März 2014 von der ANSM erteilten RTU. Seit diesem Datum kann das Muskelrelaxans (zuvor bereits zugelassen und erstattungsfähig für die klassische Verwendung) für die Behandlung der Alkoholabhängigkeit in einem für Ärzte und Patienten sicheren Rahmen verschrieben werden. Obwohl bereits weit verbreitet, war die Anwendung von Baclofen zu diesem Zweck bislang weder anerkannt noch geregelt.

Dank des Erlasses der Ministerin wird das Medikament im Rahmen der Behandlungen gegen Alkoholabhängigkeit erstattungsfähig. Marisol Touraine freut sich über diesen grossen Fortschritt für die Patienten, der eine Antwort auf eine der drängendsten Fragen der öffentlichen Gesundheit ermöglicht. 
 
Frankreich ist somit das erste Land, das die Anwendung und die Wirksamkeit dieses Medikaments im Kampf gegen den Alkoholismus vollumfänglich anerkennt.

Sylvie aus unserem französischen Partnerforum: Heute wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen und niemand wird noch behaupten können, dass Baclofen nicht wirksam ist.
Wir alle haben durch unsere Hartnäckigkeit gewonnen. 
Möglich wurde dieser Sieg durch die enorme Unterstützung der Ärzte und Journalisten, die uns in diesen Kampf unterstützt haben. 
Olivier Ameisen wird der Nobelpreis nicht zuerkannt, aber ich denke kein Patient wird je vergessen, was er ihm schuldig ist.

Association Olivier Ameisen – ein neuer Verein für Prävention und Behandlung von Abhängigkeit.

RevolutionDie Gründungsmitglieder Prof. Bernard Granger, Dr. Renaud de Beaurepaire und Samuel Blaise als Präsident verstehen sich als Vorläufer der gleichnamigen Stiftung, die sich derzeit in Gründung befindet. Eines der ständigen Mitglieder des wissenschaftlichen und ethischen Beirats wird Dr. Jean-Claude Ameisen sein, der gleichzeitig Präsident der Nationalen Ethikkommission Frankreichs ist. Weitere Ärzte und mehrere private Partner werden sich anschliessen, um diese medizinisch-ethische Innovation mitzutragen.

Erste sozio-medizinische Fortschritte in der Prävention und Behandlung von Abhängigkeits-erkrankungen werden bei einem demnächst stattfindenden Treffen präsentiert und diskutiert. Jean-Yves Nau, Journalist und Arzt, spricht im Zusammenhang mit einer weiteren Vereinsgründung – SOS Addiction – von einer Revolution.