Geliebte, gehasste Sucht: Warum werden wir süchtig?

Menschen bei Maischberger – endlich eine Sendung die dem Problem annähernd gerecht wird. Prof. Michael Musalek (Wien) macht das „zentrale Problem“ beim Thema Sucht deutlich, es ist die fehlende Selbstliebe bei den Betroffenen. Sendungen wie diese fördern das Verständnis für Abhängigkeit und somit das Verständnis für diejenigen die davon betroffen sind. Dabei wurde besonders bei den nichtstofflichen Süchten wie „Bulimie“ oder das andere Extrem „binge eating“ deutlich, wie sich die Wahrnehmung des Betroffenen von der Realität abkoppelt. Sehr empfehlenswert, wer will kann sich die Sendung hier ansehen.

Alkohol und Gewalt: Eine aktuelle Übersicht

Wies'n

Bald ist es wieder soweit, das „Oktoberfest“, die „Wies’n“ wird eröffnet. Aus aktuellem Anlass deshalb dieser Beitrag.

Zusammenfassung:
Gewaltverhalten unter Alkoholeinfluss ist ein lange bekanntes Phänomen und verursacht erhebliches Leiden bei Betroffenen und enorme Kosten für die Gesellschaft. Während frühere Untersuchungen alkoholassoziierte Gewalt primär auf die enthemmende Wirkung von Alkohol zurückführten, belegen neuere wissenschaftliche Untersuchungen eine komplexe Interaktion verschiedener biopsychosozialer Faktoren.

Die folgende Übersicht präsentiert unter Einbezug aktueller Studienergebnisse Daten zur Epidemiologie alkoholassoziierter Gewalt und erörtert mögliche beeinflussende Faktoren und Ursachen sowie daraus resultierende therapeutische Implikationen. Basierend auf den Ergebnissen können Risikopopulationen wie Rauschtrinkende, junge Erwachsene und Personen mit Substanzstörungen und komorbiden psychiatrischen Erkrankungen identifiziert werden, welche aufgrund einer häufig hohen Problemlast einer engen Vernetzung medizinischer, psychiatrischer und sozialer Einrichtungen bedürfen.

Autoren M. G. Proescholdt, M. Walter, G. A. Wiesbeck Institut Abhängigkeitserkrankungen, Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel.

 

Black Box was ist das denn?

 

BlackboxGesammelte Erkenntnisse aus über 10 Jahren interdisziplinärer Sucht-Forschung und 2 Jahre Erfahrung aus dem ersten deutschen Alkohol und Baclofen-Forum fließen in diese Broschüre ein und geben einen Überblick über den derzeitigen Stand in der Behandlung von Sucht, Angst und Depressionen mit Baclofen.

Die Blackbox und die dazu gehörende Whitebox mit zahlreichen Erfahrungsberichten von Anwendern über einen Zeitraum von 6 bis 24 Monaten zeigen ein klares Bild:

„Das Ende der Sucht“, ist nicht länger die Einzelerfahrung eines französischen Kardiologen
(O. Ameisen, 2004), sondern die erlebte Realität von zahlreichen Patienten und ihrer notgedrungen im „off-label-use“ behandelnden Ärzte.

 

Start von Paradigmenwechsel e.V.

Signatur

Baclofen.blog.de wurde am 21. 10. 2009 von 2 Betroffenen gegründet. Unsere Erfahrungen mit Baclofen lagen zum damaligen Zeitpunkt gerade mal einige Wochen zurück. Beide wussten wir bereits zu diesem Zeitpunkt, Baclofen war die „entscheidende Wende“ in unserem Leben, wir erfuhren aufgrund vieler Zuschriften, dass es keine Einzelerfahrung sein konnte.


Das Forum Alkohol-und Baclofen-Forum.de war deshalb ein nächster, logischer Schritt, es machte eine schnelle und effiziente Kommunikation möglich, sowohl in der Informationsverbreitung als auch in der Gewinnung von Informationen mit dem Schwerpunkt Baclofen und die Behandlung von Alkoholismus, Angst und Depressionen. Das Forum wuchs schnell und stabil, viele drängende Fragen standen und stehen im Fokus des Forums.


Heute wird das Forum von vielen Mitgliedern als virtuelle SHG betrachtet, eigentlich unser ursprüngliches Ziel. Die Qualität nahezu aller Beiträge im Forum und die Ergebnisse unserer Auswertungen, machen das Forum darüber hinaus zu einem vielbeachteten Portal für Wissenschaftler, Ärzte, Therapeuten und Mitarbeiter in Nachsorge-/Selbsthilfeorganisationen.


Jetzt ist es an der Zeit, eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen. Die Zeit ist reif, sich von den alten Paradigmen in der Behandlung von Alkoholismus, Angst und Depressionen zu lösen und neue zu entwickeln. Paradigmen, die das Leben von Millionen Menschen positiv verändern werden und die in der Folge gesamtgesellschaftliche Auswirkungen haben werden.


Deshalb haben wir Paradigmenwechsel e.V.  die Namenswahl ist zwangsläufig – gegründet. Der Verein ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und wird deshalb Forderungen erheben, Ansprüche formulieren, politisch aktiv werden. Die Vertreter des Vereins können Öffentlichkeitsarbeit betreiben, Diskussionsbeiträge liefern, Vorträge halten und Forderungen an die Politikverantwortlichen stellen. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein zentrales Portal zu schaffen um den Austausch von gesicherten Informationen und Ergebnisse der aktuellen Forschung zur Verfügung zu stellen. Alkoholismus darf nicht länger anonym bleiben.


Angsterkrankungen und Depressionen müssen abseits der Sensationsberichterstattung in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden.


Der Verein stellt sich auf seiner Website paradigmenwechsel-ev.de detailliert vor.


Die Admins

 

Nun, es ist natürlich schön, wenn Suchtexperten endlich ihren Job machen.

ameisen

WELT ONLINE Von Pia Heinemann 19. Februar 2010, 10:20 Uhr

Mit seinem Buch „Das Ende meiner Sucht“ hat Olivier Ameisen vielen Menschen Hoffnung gemacht: Er war Alkoholiker und testete an sich ein Medikament gegen die Abhängigkeit. Noch ist die Zulassung fern, doch das Medikament wird bereits gegen andere Suchtkrankheiten eingesetzt. WELT ONLINE sprach mit dem Forscher.

WELT ONLINE: Professor Ameisen, vor zwei Jahren hat die New York State-Universität ihnen einen Professoren-Titel verliehen, weil Sie eine Therapie gegen die Sucht gefunden haben. In Ihrem Buch „Das Ende meiner Sucht“ beschreiben Sie sehr offen die körperlichen und seelischen Abgründe, in die Sie der Alkohol getrieben hat. Mussten Sie so drastisch werden?

Ameisen: Sie fanden das drastisch? Nun, es ist einfach die Realität gewesen. Ich war so gefangen in meiner Sucht, dass ich meiner Universität und dem Klinikum die Niederlegung meiner Ämter angeboten habe. Allerdings haben das Medical College der Cornell Universität, an dem ich Medizinprofessor war und das New York Hospital, wo ich als Herzspezialist arbeitete mein Gesuch abgelehnt. Sie wollten mich behalten und waren sehr stolz, als ich von Präsident Chirac zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt wurde. Ich empfand es aber damals, wohl als Folge des geringen Selbstwertgefühles, das die Sucht mit sich bringt, als unverdient. Ich entschied mich, keine Patienten mehr zu behandeln, bis meine Krankheit vorbei war. Ich habe meine Familie und meine Freunde immer wieder vor den Kopf gestoßen und enttäuscht. Ich habe mich durch unzählige Entzugstherapien und Sitzungen bei den Anonymen Alkoholikern geschleppt. Ich hatte immer wieder Hoffnung.

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Wunderdroge für Alkoholiker

Aus: http://www.welt.de vom 20. Februar 2010

Von Dr. Pia Heinemann

Der Medizin-Professor Olivier Ameisen ist durch ein Medikament gegen Muskelkrämpfe vom Alkohol losgekommen

Die Welt: Professor Ameisen, die New-York-State-Universität hat ihnen einen Professoren-Titel verliehen, weil Sie eine neue Therapie für Alkoholiker gefunden haben. In Ihrem Buch „Das Ende meiner Sucht“ beschreiben Sie sehr offen die körperlichen und seelischen Abgründe, in die Sie der Alkohol selbst getrieben hat. Mussten Sie so drastisch werden?

Olivier Ameisen: Sie fanden das drastisch? Nun, es ist einfach die Realität gewesen. Ich war so gefangen in meiner Sucht, … weiterlesen:

Eine Frage der Reinheit …

Wallace

David Foster Wallace

mit der Frage wie eigentlich Sucht definiert wird, habe ich mich schon sehr lange Zeit beschäftigt. Zu Anfang dachte ich Sucht kommt von Suchen. Mit erhobenem Zeigefinger erklärte mir ein ganz schlauer Therapeut eines Tages, es käme von Siech und bedeute Krankheit, also Siechtum.

Seit ich Baclofen nehme, habe ich zu diesem Thema ganz neue Zugänge und komme ständig zu neuen Erkenntnissen. Ausserdem bleibe ich neuerdings bei Themen hängen die eigentlich mit diesem Thema nicht viel zu tun haben, dachte ich jedenfalls. Ist das eine Nebenwirkung von Baclofen?

So las ich gestern im Spiegel (Ausgabe4/2010) einen Artikel mit dem Titel „Freiheit ist ein verkrüppelter Begriff.“
In dem Artikel geht es u. a. um das realistische Erzählen als eine Form des Widerstands. Zwei amerikanische Schriftsteller, Jonathan Franzen und Adam Haslett werden von Spiegel-Redakteuren zum Thema befragt. Über diesen Auszug bin ich förmlich gestolpert:

Spiegel: David Wallace hat sich 2008 umgebracht. Ist Schreiben lebensgefährlich? Wallace sah sich offenbar vor die Alternative gestellt, Antidepressiva zu nehmen oder produktiv zu bleiben. Er hat sich fürs Schreiben entschieden.

Franzen: Es war ein bisschen komplizierter. Seit seiner Teenagerzeit war er drogenabhängig, er war ein schlechter Patient. Und dann hat er mehr und mehr nach absoluter Reinheit gesucht., er wollte der abstinente Alkoholiker schlechthin sein. Ich sagte ihm, dass es wahnsinnig sei, ohne alles auszukommen, doch er wollte Rein bleiben, und natürlich gibt es keine höhere Form der Reinheit als den Tod.

Peng, das haute mich um. Dieser Satz, … und natürlich gibt es keine höhere Form der Reinheit als den Tod, beschäftigte mich den ganzen Tag. Und über Sucht, Angst, Baclofen, GABA, Dopamin entstand der Gedanke: wenn die Angst per se überlebensnotwendig ist, kann sie dennoch fehlgeleitet werden, zum Tod führen, wie z. B. durch die Komorbität mit Drogenabhängigkeit.

Baclofen nimmt mir die Angst und macht Alkohol überflüssig. Abhängigkeit scheint mir ebenfalls lebensnotwendig zu sein. Das fängt schon am ersten Tag des Lebens an, die erste Abhängigkeit ist die zur Mutter. Kein Tier ist derart unselbständig und damit abhängiger, als der Homo Sapiens und das auch noch einige Jahre lang. Kaum abgenabelt, erlernt Mensch neue Abhängigkeiten und löst sich dann wieder um scheinbar unabhängig zu werden. In meinem Leben lief da irgendetwas falsch, ich blieb irgendwie in der Abhängigkeitsfalle hängen. Ursprünglich lebensnotwendige, im Reptiliengehirn seit Jahrmillionen abgespeicherte Überlebensstrategien haben sich gegen mich gewandt und mich fast das Leben gekostet. 

David Wallace hat offensichtlich nie etwas von Olivier Ameisen oder Baclofen gehört geschweige denn gelesen und so verpasste er die letzte Ausfahrt. Vielleicht hätte er mit Baclofen den Irrweg „der absoluten Reinheit“ verlassen können, sich ab und an etwas Unreinheit erlauben können. Lieber nicht ganz so rein