Das französische Gesundheitsnetzwerk Sucht (RESAD) empfiehlt seinen Mitgliedern die Behandlung mit Baclofen.

Bericht über den von RESAD (Gesundheitsnetzwerk Sucht) Vaucluse/Camargue organisierten Informationsabend über Baclofen am 10. Januar 2011 in Avignon

Das Gesundheitsnetzwerk Sucht Vaucluse/Camargue hat am 10. Januar 2011 in Avignon für seine Ärzte einen Informationsabend zum Thema Baclofen veranstaltet. Bernard Joussaume war als Experte eingeladen. Er erschien in Begleitung einer Patientin unter Baclofenmedikation. Die Veranstaltung wurde von 20 Medizinern besucht.

Bernard Joussaume begann mit seinen eigenen Erfahrungen, zunächst seiner Entdeckung des Buches „Das Ende meiner Sucht“ von Olivier Ameisen“, schilderte dann die ersten Anfänge mit seinen Patienten, um mit seinen streitbaren Aktionen und der Gründung von AUBES fortzufahren, einem Verein, der ähnliche Ziele wie Paradigmenwechsel e.V. verfolgt.

Es folgten Fragen/Antworten betreffend unerwünschte Wirkung, Dosierung, „Off-Label“-Verschreibung und der „moralische Vertrag“, den Bernard Joussaume mit der Unterschrift des Patienten und der Übergabe des ersten Rezepts verbindet.

Die anwesende Patientin betreffend wurden verschiedene Aspekte betrachtet, die durch das Medikament hervorgerufen wurden. Körperliche und seelische Erfahrungen, Rolle und Bedeutung früherer Psychotherapien, Therapiedauer bis zur „Heilung“, der frühere sowie der aktuelle Konsum. Letzterer noch täglich, jedoch in einem vernünftigen Maß. Das zu Beginn des Abends. bei einigen Teilnehmern noch fest verankerte Konzept der Abstinenz, geriet allmählich ins Wanken.

Unter den anwesenden Ärzten, Allgemeinmedizinern, klinisch tätigen Suchtexperten und Mitgliedern des ANPAA (Staatlicher Fachverband für Prävention von Alkoholismus und Sucht), hatten einige schon mit der Verschreibung begonnen. Die Anderen blieben noch zögerlich (hauptsächlich aus Angst, selbst das gesamte „Risiko“ der Verschreibung eines umstrittenen Medikaments tragen zu müssen). Sie zeigten sich aber offen für die Informationen erfahrener Kollegen, um innerhalb des Netzwerks zu der Entscheidung zu kommen, Baclofen in hohen Dosierungen zu verordnen (oder auch nicht).

(AUBES) wies nachdrücklich auf die Bedeutung des Buches „das Ende meiner Sucht“ hin. Es zu lesen, sei wichtig für die Patienten und die therapeutischen Bezugspersonen um die Krankheit und ihre Behandlung besser zu verstehen. Wir stellten fest, dass die meisten der Anwesenden das Buch nicht wirklich gelesen hatten. Der Grund dafür ist möglicherweise die Angst, dass es sich wieder mal nur um eine „Illusion“ handeln könnte.

Am Ende des Abends waren einige der größten Skeptiker überzeugt und beruhigt; sie hatten verstanden, dass Baclofen ein neues Werkzeug ist, das wirklich erstmals wirksam für ihre Arbeit sein kann, hilfreich bei der Wiedereingliederung von Kranken, auf dem Weg zu einer aktiven, selbstbestimmten Lebensgestaltung.

Viele gaben zu, bislang kein wirksames Medikament als Werkzeug gehabt zu haben, um ihren Patienten angemessen helfen zu können.

Eine Suchtspezialistin war begeistert, dass sie ihre Patienten endlich aus der Forderung „alles oder nichts“ entlassen kann; der Wahlmöglichkeit zwischen: Weitertrinken mit tödlichem Ausgang oder lebenslanger Abstinenz.
Obwohl es in Wahrheit ihrem Wunsch entspricht, haben einige der anwesenden Ärzte die Schwierigkeit in ihrer Praxis wie folgt erklärt: wie begleitet man einen Alkoholabhängigen in die Unabhängigkeit, ohne den Begriff der Einschränkung, wenn kein Medikament als Alternative zu lebenslanger Abstinenz zur Verfügung steht.

Bernhard Jaussaume hatte bereits früher auf die Tatsache hingewiesen, dass er in seiner persönlichen Praxis kein Verbot auferlegt, dass der Patient davon überzeugt wird, dass die Medikation sogar allein wirksam gegen die Sucht ist. Gleichzeitig sehen wir „den Wald vor lauter Bäumen nicht“, die vorgelagerte Suchtproblematik verhindert die gleichzeitige Behandlung dahinter liegender seelischer Erkrankungen. Dies bot die Gelegenheit zu einem besonders interessanten Austausch.

Wir fanden heraus, dass die Verschreibung als „off-label-use“ in Wirklichkeit kein grosses Hindernis darstellt. Bei Einführung medikamentöser Ersatzstoffe in der Behandlung der Sucht gab es schon immer Kämpfe gegen Vorurteile sowie negative Stellungnahmen gegen die off-label-Verschreibung.

Der Veranstalter hatte uns versprochen uns über das Ergebnis der Entscheidung des wissenschaftlichen Komitees zu informieren. Am Ende der Sitzung entschied das Komitee des „Gesundheitsnetzwerks Sucht“ die Verschreibung von Baclofen, in hohen Dosierungen, bei abhängigen Patienten in sein therapeutisches Konzept aufzunehmen.

RESAD bereitet Material vor, das an die Mitglieder des Netzwerkes, ca. 40 Mediziner, zusammen mit einem Begleitbrief versandt wird, der die Entscheidung des Komitees beinhaltet, „alkoholabhängige Menschen mit der Verschreibung von Baclofen zu begleiten“.

Das komplette Paket enthält eine Einverständniserklärung zur Behandlung mit Baclofen, die jeweils vom Patienten und Arzt zu unterzeichnen ist, ein Basisprotokoll als Grundvoraussetzung für eine wöchentliche Überwachung, sowie ein Rezept für die ersten 2 Wochen.

Zusammenfassend denken wir, dass dieser Fortschritt ein Meilenstein im Kampf gegen die Alkoholabhängigkeit ist. Es wird künftig möglich sein, sich an Suchtspezialisten zu wenden, um die Behandlung mit Baclofen zu erhalten. Es wird unzweifelhaft in naher Zukunft möglich sein, an die Tür eines Mitglieds der ANPAA zu klopfen, um von Baclofen sowie einer ganzheitlichen, gleichzeitig medizinisch und psychologischen Betreuung zu profitieren.

AUBES

Für die brutalschnelle Übersetzung gilt mein Dank unserem Mitglied Jivaro Die Meldung ist aus unserem Partnerforum entnommen, hier das Original: http://www.forum-baclofene.fr/images/resad.pdf

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