Gute Nachrichten aus Frankreich:

5.000 Patientendaten wurden im Zeitraum von 6 Monaten erfasst und ausgewertet.

Unter den Patienten, die eine aktuelle Behandlung von Baclofène schon vor Beginn der RTU erhielten, waren 46% unter ihnen beim letzten Besuch des offiziellen Portals der ANSM (Agentur für Arzneimittelsicherheit), abstinent.

Das schwer zu unterdrückende Bedürfnis nach Alkohol (Craving), hat sich zudem positiv entwickelt. Dies bei 74% der Patienten, die mit Baclofène seit Beginn der RTU behandelt wurden und bei 45% der schon vorher behandelten Patienten.

Weitere Ergebnisse der Daten zeigen eine Verringerung des täglichen Verbrauchs an Alkohol der nicht abstinenten Patienten von 56g/d bei den Patienten seit Beginn der Behandlung (ab der Einführung der RTU) und 15 g/d bei denjenigen, die vor Beginn der RTU schon behandelt wurden. (RTU ist eine bisher nur in Frankreich mögliche, auf 3 Jahre begrenzte temporäre Zulassung, für besonders aussichtsreiche Medikamente). Ziel ist es, nach 3 Jahren eine Datenbasis von 100.000 Ärzten und 300.000 Patienten zu erhalten. Der ausführliche Artikel ist im Forum zu lesen.

Das wichtigste zuerst: Alle Patienten erholten sich vollständig.

Alcohol and Alcoholism, Volume 49, Issue 1, 01 January 2014

Self-Intoxication with Baclofen in Alcohol-Dependent Patients with
Co-existing Psychiatric Illness: An Emergency Department Case Series

Nicolas Franchitto1,2,*, Fanny Pelissier1, Dominique Lauque2, Nicolas Simon3 and Christophe Lançon3
1Poisons and Substance Abuse Treatment Centre, Toulouse-Purpan University Hospital, 31059 Toulouse, France
2Emergency Department, Toulouse-Purpan University Hospital, 31059 Toulouse, France
3Department of Addictology University Hospital Sainte Marguerite, 13009 Marseille, France

Selbstvergiftung mit Baclofen bei alkoholabhängigen Patienten mit komorbider
psychiatrischer Erkrankung: Fallserie aus dem Emergency-Room

Die durchschnittlich eingenommene Dosis Baclofen betrug 340 mg (Bereich 140 bis 800 mg).
Drei Patienten hatten zusätzlich Benzodiazepine eingenommen. Der Blutalkoholgehalt wurde
bei allen Patienten ermittelt. Bei drei Patienten wurden Blut-Alkohol-Konzentrationen im
Bereich von 1,53 bis 4,02 ‰ gemessen. 10 von 12 Patienten hatten in der Vergangenheit
Suizidversuche unternommen. Komorbide psychiatrische Störungen waren bei 5 Patienten
Angststörungen, bei 5 Patienten Depressionen und bei 2 Patienten war Bipolarität diagnostiziert.

Der komplette Bericht steht auf der verlinkten Seite von alc&alc zur Verfügung und ist als PDF downloadbar.

Nur Versager sind Säufer?

Von wegen: Die Ehrgeizigen, die viel arbeiten, neigen eher zu riskantem Alkoholkonsum, als Menschen die nur 37 Arbeitsstunden pro Woche mit ihrem Job zubringen. 

Ein internationaler Forscherverbund um Marianna Virtanen hat die Arbeitszeiten und Lebensgewohnheiten von 333 000 Menschen quer durch Europa ausgewertet. Weiter lesen in der Süddeutschen Zeitung oder im British Medical Journal.

Addex Pharmaceuticals entwickelt Baclofen zu GABA-B-PAM weiter

Ziel ist es, eine bessere Verträglichkeit von Baclofen zu erreichen. Der CEO von Addex Pharmaceuticals Tim Dyer freut sich über die Finanzierung der Studie (ADX71441) durch das National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA). Der Aktienkurs des Unternehmens mit Sitz in Genf, ist im letzten Monat um 50% gestiegen.

Auf den Seiten des Verlags Finanz und Wirtschaft AG, Zürich finden Sie ausführliche Informationen zu diesem Thema.

Ärzte suchen nach neuen Medikamenten gegen Alkoholsucht

Bisher werden nur wenige Alkoholiker medikamentös behandelt, man spricht von weniger als 10%. Insbesondere wären neue Medikamente zur Rückfallprophylaxe, also gegen den Suchtdruck (Craving) hilfreich. 
Giovanni Addolorato hat zusammen mit Lorenzo Leggio einige der ersten Studien über Baclofen auf den Weg gebracht, (Effectiveness and safety of baclofen for maintenance of alcohol abstinence in alcohol-dependent patients with liver cirrhosis: randomised, double-blind controlled study. Lancet. 2007) um nur eine zu nennen. Einen Artikel in deutscher Sprache bietet hierzu das Ärzteblatt.  
Lorenzo Leggio geht nun neue, unkonventionelle Wege. Das Hormon Ghrelin ist für seine appetitanregende Wirkung bekannt, es steht auch im Verdacht den Appetit auf Alkohol zu verstärken. Zusammen mit George Koob, Chef des National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA) soll ein experimentelles Medikament erforscht werden, das zur Behandlung von Diabetes entwickelt wurde, aber nie auf den Markt kam. 

Lesen Sie in DIE WELT wie erfrischend unkonventionell die Forscher in einem staatlichen Krankenhaus in Bethesda (USA) den Einfluss des Hormons Ghrelin auf das Craving (Suchtdruck) nachweisen wollen. 

 

Baclofen: Ist Alkoholsucht doch heilbar?

Ein selten gut recherchierter Artikel in der Online-Ausgabe des PTA-Forum, dem Supplement der Pharmazeutischen Zeitung:

In der deutschen Presse übertönen die Stimmen der Kritiker nach wie vor die der Befürworter. Machen es sich die Süchtigen womöglich zu einfach? Schlucken sie eine vermeintliche Zauberpille, statt den beschwerlichen Weg einer Suchttherapie zu gehen?

Antworten auf diese Fragen finden Sie hier und hier

 

Die erste Schweizer Tagung zum Thema Baclofen

Journée „L’alcoologie au défi du Baclofène“: 11 décembre 2014

Die Alkoholismus-Fachwelt vor der Herausforderung Baclofen:
11. Dezember 2014


„In den vergangenen Jahren machte ein Medikament unter Alkoholismus-Fachleuten und Alkoholabhängigen viel von sich reden: Baclofen. Ein Wundermittel, das ermöglicht, den Konsum zu kontrollieren? Eine gefährliche Substanz, die mangels Nachweisen zum heutigen Zeitpunkt bei Alkoholikern nicht angewandt werden darf? Die Positionen sind scharf abgegrenzt, die Debatte heftig. Weiterlesen auf Seite 2

Wissen Sie was ein Oxymoron ist?

BaclofenkleinKeine Angst, es ist nichts Schlimmes. Bis vor einiger Zeit wusste ich es auch nicht. Es kann z. B. in Form eines ohrenbetäubenden Schweigens auftreten, also als etwas das es nicht gibt – oder zumindest nicht geben sollte. Im Kontext mit Baclofen und der deutschen Presse gibt es ein „ohrenbetäubendes Schweigen“ sobald von Baclofen die Rede ist. Oder haben sie irgendwo, irgendwann von nachfolgender Entwicklung gelesen – wenn doch – bitte lassen Sie es mich wissen:

Die Ministerin für Soziales und Gesundheit Frankreichs, Marisol Touraine, genehmigte am 13. Juni 2014 die Kostenübernahme für Baclofen in der Behandlung gegen Alkoholabhängigkeit. 

Marisol Touraine freut sich über die Bekanntgabe eines offiziellen Erlasses, der die Kostenübernahme von Baclofen im Rahmen der Behandlung der Alkoholabhängigkeit erlaubt. Die Ministerin begrüsst diesen wichtigen Schritt für die Patienten mit den Worten: „Ein grosser Fortschritt für die Patienten.“…