Unglaublicher Kommentar: 33 Jahre trocken durch Baclofen

von wulfhorst (Besucher)
2009-11-25 @ 00:00:42

Ich bin Alkoholiker und von Geburt an Spastiker (spastische Parese in beiden Beinen). Meine Alkoholentziehungstherapie habe ich 1976 beendet und bin seitdem trocken. Nach diversen Versuchen mit anderen Spasmolytika hat mein Neurologe mir, kurz bevor ich die Therapie begann, Baclofen verschrieben, das ich auch seither in der Dosierung von 30 mg am Tag nehme. Jetzt, wo ich zufällig in diesen Blog geraten bin, wird mir klar, warum ich die letzten 33 Jahre ohne Alkohol verbracht habe! Kein Craving, keine Rückfälle, gar nichts!! Die Wirkung von Baclofen bei Alkoholismus sollte wirklich im Interesse der Alkoholabhängigen untersucht werden!

Man muss sich das mal vorstellen. Durch den glücklichen Umstand einer Krankheit (spastische Parese) deren Auswirkungen ich natürlich nicht kenne, vom Alkohol geheilt. Seit 33 Jahren nimmt der Mann Baclofen ein und erfährt erst jetzt warum ihn Alkohol nicht mehr interessiert. Und da gibt es „trockene Alkoholiker“ die glauben mit Willenskraft trocken zu bleiben wäre der einzige Weg der zum Erfolg führt.

Es wäre sehr wünschenswert wenn Du Dich mit einer E-mail bei mir melden könntest. Ich hätte jede Menge Fragen bezügl. Langzeitwirkung, Nebenwirkungen usw. (myshining@gmx.de)

Heute um 11.00 Uhr endgültig aus Forum ausgeschlossen

Nachdem ich auf Aufforderung in der Rubrik „Meine HP“ diesen blog verlinkt habe reagierten die Meinungsmonopolisten prompt. Dessen ungeachtet wird sich die Erkenntnis, daß es Möglichkeiten jenseits des völlig veralteten 3-Säulen-Modells (Entzug-Therapie-SHG) gibt, langfristig durchsetzen. Wenn jemand diesen Weg erfolgreich gewählt hat, kann es schon sein, daß er nicht gerne hört wie einfach es auch anders gehen kann. Wie wenig Sicherheit die sogenannte „zufriedene Trockenheit“ bietet, belegen die zahlreichen Forenbeiträge zu diesen Thema. Suchtdruck und der Umgang damit ist zentrales Thema dieses und anderer einschlägiger Foren.

Jeder der Baclofen 2 Wochen eingenommen hat, kennt das Gefühl nur zu gut: Alkohol spielt in seinem Leben keine entscheidende Rolle mehr. Mir kommt es so vor als hätte das Medikament mein „Suchtgedächtnis“ gelöscht. Das nenne ich Sicherheit, keine Angst vor Rückfällen zu haben, keine Notfallkoffer, keine ständige Beschäftigung mit dem Thema. Das ist in den Augen der  Meinungsmonopolisten natürlich zu einfach, kann schon deshalb nicht funktionieren und wenn doch, ist es nichts wert, da ich nichts für mich tun muß.

Dem halte ich entgegen: ich habe jetzt erst den Kopf frei, mich mit mir zu beschäftigen, etwas für mich zu tun. Die Konzentration auf das Wesentliche wird nicht gestört durch die ständige Beschäftigung mit einem Stoff, der mich nicht mehr interessiert. Insofern ist es eigentlich nur logisch, daß der Ausschluss aus dem Forum keinen Frust bei mir hinterlässt. Leider haben die vielen Forenmitglieder die an dem Thema vorurteilsfrei interessiert waren keine Möglichkeit mehr, dieses im Forum direkt weiter zu verfolgen. Aber mit Googles Hilfe sollte das kein Problem sein.

Interessanter Nachtrag zum Thema Meinungsfreiheit. Allen Ernstes wurde von mir verlangt, Teile meines Blogs zu entfernen. Die vorgeschobene Begründung ist die Gefahr einer Abmahnung wegen der Namensnennung von Baclofen. Im selben Forum kann man dann einen Artikel vom techn. Admin und Webmaster lesen in dem 4 mal der Name Baclofen (farbig hervorgehoben) erwähnt wird. Soviel zum Thema Meinungsmonopol.

Nebenwirkungen – Baclofen, Äpfel, Aspirin

Von Jean Paul Lascaux

Wenn man darüber nachdenkt, hat eigentlich alles Nebenwirkungen. Nehmen wir z. B. den guten alten Dachziegel, den die Provenzalen in seiner römischen Variante romaine nennen, da er seit Römerzeiten in gleicher Form verwendet wird. An und für sich hat er keine Nebenwirkungen, es sei denn er fällt einem auf den Kopf. Dann können diese Nebenwirkungen allerdings tödlich sein. So ist es mit fast allem. Eine Überdosis Politik und man wird zum Terroristen, Religion kann zum Wahnsinn führen, indem man sich für Jesus selber hält, zu viel Liebe führt zu sklavischer Abhängigkeit, in allen Fällen verliert man die Kontrolle über sein Leben.

Oder nehmen wir die Äpfel, um es  anschaulicher zu machen solche der Sorte Cox Orange. Äpfel gelten als ausgesprochen gesund. One apple a day keeps the doctor away, der Satz stammt von Linus Paulin, berühmter Chemiker (Quantenchemie, Molekularbiologie, orthomolekulare Medizin, wir erinnern uns, wenn auch sehr schwach) und amerikanischer Friedens- Nobel-Preisträger 1962.
One apple a day, geschenkt, aber was ist mit zehn Äpfeln am Tag, was mit 100? Wenn man sich nur noch von Äpfeln ernährt, was sagen da die Ernährungswissenschaftler, diese Scharlatane, die uns täglich mit ihren Ratschlägen nerven, als da wären: Ein Glas Rotwein am Tag sei gut fürs Herz, zwei Flaschen Bier seien gut für die Durchspülung der Nieren, ein Schnaps nach dem Essen, verharmlosend auch Digestif genannt, fördere die Verdauung, ein Drink vor dem Essen (Aperitif) rege die Verdauung an, ein Likör für den Darm, einen Obstler fürs Hirn, und – und – und, am Ende setzt man sich mit 1,2 Umdrehungen ans Steuer, wenn man nur die Empfehlungen der Ernährungswissenschaftler befolgt.

Ohne abwegige Übertreibung kann man aber wohl sagen, dass Äpfel keine Nebenwirkungen haben. Es sei denn, man lässt sie gären.
Vor etlichen  Jahren machte JPL einmal Bekanntschaft mit einem saarländischen Verein, der sich den unverfänglichen Namen Ensheimer Obstfreunde gegeben hatte. Seine Mitglieder waren allesamt ehrenwerte Stützen der Gesellschaft, im wesentlichen Männer zwischen 50 und 70 (Frauen waren selbstverständlich nicht erlaubt), die sich hingebungsvoll der Pflege eines stattlichen Obstgartens widmeten. Da wurde gestutzt, geschnitten, gepfropft, kompostiert und gepflanzt, dass einem das Herz aufging.

Die Ernte gestaltete sich allerdings etwas eigenartig. Das Obst wurde nämlich nicht im reifen Zustand von den Bäumen gezupft, sondern man ließ es zunächst einige Tage unter den Bäumen liegen. Wenn es dann schon braune Faulstellen gebildet hatte, aber noch kurz vor der Verwesung, wurde es von den rüstigen Obstfreunden in großen Weidenkörben eingesammelt. Was zunächst wie eine Erntemethode aussehen kann, die es ermöglicht, das Obst zu ernten, ohne auf die so gefährlichen Leitern zu steigen, erscheint im anderen Licht, wenn man sich die weitere Verwendung vor Augen hält.

Die wiederum bestand darin, dass man umgehend anfing, den Gärungsprozess zu beschleunigen und mithilfe blitzblank geputzter Apparaturen dem Obst seine Essenz zu entziehen, die man auch Geist nennt. Wenn ihnen jetzt der Geist des Weines einfällt, der im Asbach Uralt enthalten sein soll, sind sie auf der richtigen Spur. Wobei ihm immer der sehr beliebt Spruch aus Schülertagen einfiel, Wenn eine Frau dich splitternackt von hinten an die Eier packt, dir also gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert. Im Asbach Uralt liegt der Geist des Weines. Man müsste den Spruch der Firma glatt mal anbieten, der Zeitpunkt scheint gut gewählt.
Jedenfalls, bei den Ensheimer Obstfreunden mit dem unverfänglichen Namen handelte es sich um eine lupenreine Schwarzdistille, die lediglich durch die Pflege heimatlichen Brauchtums vor der lästigen Steuer geschützt war. Dabei half auch, dass ein Beamter des Saarbrücker Finanzamts Mitglied der Freunde war.

Sind Äpfel also ohne Nebenwirkungen? Kommt darauf an, was man damit macht. Apfelgeist hat jedenfalls ganz erhebliche Nebenwirkungen, aber damit kennen wir uns ja aus. Bei Aspirin ist das übrigens ähnlich. Wenn man den Beipackzettel von Aspirin liest, was JPL natürlich nie getan hatte, fragt man sich, ob es richtig sein kann, das Medikament ohne Verschreibung als OTC*-Ware zu verkaufen.

Es war ihm jedenfalls unbekannt, dass Aspirin Kopfschmerzen verursachen kann? Da heißt es bei der Firma Bayer: Worauf müssen Sie noch achten? Bei längerem hochdosierten, nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch von Schmerzmitteln können Kopfschmerzen auftreten, die nicht durch erhöhte Dosen des Arzneimittels behandelt werden dürfen.

Auszug aus dem Beipackzettel von Aspirin: Worauf müssen Sie noch achten? Bei längerem hochdosierten, nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch von Schmerzmitteln können Kopfschmerzen auftreten, die nicht durch erhöhte Dosen des Arzneimittels behandelt werden dürfen.

Die Nebenwirkungen von Baclofen müssen wir uns ansehen. Dabei ist natürlich hilfreich, dass das Medikament bereits seit mehr als 40 Jahren verschrieben wird.

 

 

Bereits 2007 veröffentlichte Studie von Dr. Giovanni Addolorato

THE LANCET07.12.2007


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Baclofen unterstützt die Alkoholabstinenz bei Patienten mit Leberzirrhose

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Das Medikament Baclofen unterstützt wirksam die Alkoholabstinenz bei alkoholabhängigen Patienten mit Leberzirrhose und könnte eine wichtige Rolle bei der Behandlung dieser Personen spielen. So lauten die Schlussfolgerungen der Autoren eines Artikels in der aktuellen Ausgabe.

Alkohol bleibt die häufigste Ursache für Leberzirrhose in Industrieländern. Ständige Alkoholaufnahme bei Personen mit alkoholbedingter Leberzirrhose ist mit einer erhöhten Mortalität assoziiert. Die wirksamste Behandlungsstrategie für solche Personen ist die totale Alkoholabstinenz, da medizinische und operative Behandlung der alkoholbedingten Leberzirrhose bei anhaltendem Alkoholkonsum nur eine eingeschränkte Wirksamkeit zeigen.

Dr. Giovanni Addolorato vom Institut für Innere Medizin der Katholischen Universität Rom und seine Kollegen führten eine Studie mit 148 alkoholabhängigen Patienten mit Leberzirrhose durch, die an ihr Institut verwiesen wurden. 84 dieser Patienten wurden randomisiert und bekamen entweder Baclofen (42 Personen) oder ein Placebo (ebenfalls 42 Personen). Die komplette Alkoholabstinenz sowie die zeitliche Dauer dieser Abstinenz wurden durch Hausbesuche bei den Patienten überwacht. Hierbei war ein Rückfall als Aufnahme einer Alkoholmenge definiert, die vier normale Drinks pro Tag oder eine Gesamtaufnahme von 14 oder mehr Standarddrinks pro Woche innerhalb eines Zeitraums von mindestens vier Wochen überschritt. Ein Standarddrink entspricht dabei 12 Gramm absolutem Alkohol.

Die Forscher fanden heraus, dass 71 Prozent der Patienten, die Baclofen einnahmen (30/42), die absolute Alkoholabstinenz durchhielten verglichen mit 29 Prozent (12/42) aus der Placebogruppe. Die Patienten, die Baclofen einnahmen, waren außerdem mehr als doppelt so lange alkoholabstinent im Vergleich zur Placebogruppe (62.8 Tage verglichen mit 30.8 Tagen).

Die Autoren erklären: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die orale Gabe von Baclofen einem Placebo bezüglich des Erreichens und Aufrechterhaltens von Alkoholabstinenz und auch der Abstinenzdauer bei alkoholabhängigen Patienten mit Leberzirrhose signifikant überlegen ist. Diese Reduktion der Eigenanzeigen bezüglich der Alkoholaufnahme führte auch zu signifikanten Reduktionen klinischer Leberwerte, was die Eigenanzeigen bestätigt und vermuten lässt, das die Reduktion der Alkoholaufnahme ausreichend war, um die Leberschäden zu verringern.“

Sie schließen. „Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass Baclofen auf Grund seiner Anticraving-Wirkung (Medikamente, die auf Transmittersysteme Einfluss nehmen und so starkem Verlangen nach einer Droge entgegenwirken) und seiner Sicherheit eine wichtige Rolle bei der Behandlung alkoholabhängiger Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose spielen könnte.“

In einem Begleitkommentar erklären Dr. James Garbutt vom Department of Psychiatry der University of North Carolina und Dr. Barbara Flannery vom Transdisciplinary Behavioural Science Programme von RTI International in Baltimore, dass viele Medikamentenstudien zu Alkoholismus Personen mit medizinischen, psychischen und komorbiden Missbrauchsproblemen ausschließen und daher ihre Validität in der realen Welt nur begrenzt ist.

Sie erklären jedoch auch: „Trotz des wissenschaftlichen Erfolges bei der Entdeckung wirksamer Medikamente für Alkoholiker werden diese von Ärzten nur zögerlich angewendet. Die Ergebnisse moderner klinischer Studien wie der von Addolorato und Kollegen müssen auf den klinischen Alltag in der Grundversorgung übertragen werden, wenn diese Behandlungsmethoden der öffentlichen Gesundheit zugute kommen sollen.“

Totalitäre Strukturen in Internetforen?

Eine äußerst aktive Gruppe innerhalb der Foren sieht sich als Wächtertruppe und stürzt sich mit Elan auf den Vertreter einer abweichenden Meinung. Dabei wird gezielt diffamiert, verdreht und umgedeutet. Beliebtes Werkzeug hierfür ist das Zitieren: da werden einzelne Textpassagen aus dem Zusammenhang gerissen, gerne auch bewusst durch Weglassen oder Hinzufügen von Wörtern sinnentstellt.

Die Penetranz mit der dabei vorgegangen wird, hinterlässt beim zufälligen Besucher den Eindruck, es handele sich bei dem Vertreter einer abweichenden Meinung um einen Querulanten, der zu Recht angefeindet wird. Beiträge von Forumsmitgliedern die ebenfalls eine abweichende oder moderate Meinung vertreten, werden vehement angegriffen und so lange mit Statements bombardiert bis sie stillschweigend verschwinden. Dabei taucht immer wieder die Forderung nach Ausschluss, Löschung von Beiträgen, Sperrung auf. So lange, bis die Moderatoren sich scheinbar dem Druck beugen müssen (scheinheilig) und den unbequemen Vertreter einer nicht gruppenkonformen Meinung aus dem Forum entfernen.

Es widerspricht jedem Demokratieverständnis und verhindert ob gewollt oder ungewollt eine weiterführende, fruchtbare Diskussion.

 

Beispiele von besonders typischen Aussagen:

  • Baclofen ist eine Ersatzdroge
  • Baclofen ist nicht zugelassen
  • Du missbrauchst das Forum für Werbung
  • Dr. Ameisen kann nicht mehr praktizieren und hält jetzt nur noch ein paar Vorträge um damit Millionen zu verdienen
  • Baclofen erzeugt eine erneute Abhängigkeit und ersetzt nur Alkohol
  • Wer glaubt mit einer Wunderpille kontrolliert trinken zu können, hat nichts begriffen
  • Alkoholismus ist keine Krankheit, deshalb kann eine Pille nichts bewirken
  • Wenn man es absetzt, ist der Rückfall unausweichlich
  • Nur wer das 3-Säulen-Modell akzeptiert hat langfristig Aussicht auf zufriedene Abstinenz
  • Dr. Ameisen verführt zufriedene, trockene Alkoholiker zum Rückfall

„Hilfesuchende neue Forumbesucher werden auf einen falschen, gefährlichen Weg gelockt,“ ist das Argument mit dem sich die Wächter rechtfertigen. Jeder Versuch, Argumentativ mit Fakten zu antworten wurde im Keim erstickt. Typische Argumentation: ich muß das Buch nicht gelesen haben, um zu wissen was drinsteht. Von mir gesetzte Links zu entsprechenden Artikeln aus der Fachpresse, auch zur HP von Olivier Ameisen wurden sofort gelöscht. Das zielführende Argument: Links die der Werbung dienen, sind nicht erlaubt. Dies könnte ich sogar akzeptieren wenn nicht unzählige Links zu Fachkliniken, Therapieeinrichtungen, linientreuen Büchern, AA-Selbsthilfe usw. zu finden gewesen wären.

Vorläufiges Fazit: in der virtuellen Welt findet demokratisches Verhalten nicht statt. Während in der analogen Welt in SHGs durchaus abweichende Ansichten erörtert werden können, ist dies in der virtuellen Welt nicht geduldet. Der alte Grundsatz: Toleranz ist immer die Toleranz gegenüber Andersdenkenden, ist hier nicht gegeben. Mein Vergleich mit totalitären Strukturen führte dann auch zum Ausschluss aus dem Forum ohne vorherige Ankündigung. Anders als im letzten bekannten totalitären Regime, landete ich nicht im Konzentrationslager. Parallelen zur Ausgrenzung von kritischen Stimmen, Meinungen sind dennoch gegeben. Ich vergleiche es mal mit den Bücherverbrennungen oder der Beschlagnahme sogenannter entarteter Kunst.

09.11.2009

Ein eingefleischter Hardliner und Verfechter des klassischen Weges gibt jetzt zu, selbst mit dem Gedanken gespielt zu haben, Baclofen zu versuchen. Er hatte nach 4 Monaten mit Suchtdruck zu kämpfen. Er hat es nicht getan, den Kampf vorerst ohne Hilfsmittel gewonnen. Er ist der Auffassung, mit einem Hilfsmittel wäre so ein Sieg nichts wert.

10.11.2009

Gerade bekam ich die Mitteilung daß meine Sperre im Forum aufgehoben worden ist. Ich wurde aber darauf hingewiesen daß ich nicht zuviel über Medis schreiben dürfe und keine User beleidigen darf. Es bleibt abzuwarten wie das Forum reagiert und wann ich die nächste Drohung oder den endgültigen Ausschluss hinzunehmen habe. Mit zittriger Hand und Schere im Kopf sehe ich da keine großen Chancen für mich. Entweder kann ich schreiben wie mir Baclofen hilft und helfe damit auch anderen oder ich lasse es bleiben. Ein Leben ohne Suchtdruck oder der Angst davor ist qualitativ um Längen besser. Selbst wenn ich es lebenslang nehmen müsste, wäre die Entscheidung für mich leicht.

Es wäre schön wenn möglichst viele den einschlägigen Foren beitreten und ihre Meinung zu Baclofen schreiben würden. Die Adressen bitte per Email erfragen: myshining@gmx.de

12.11.2009

"Allein mit Willenskraft schafft es fast niemand, die Alkoholsucht zu überwinden."

Frei von der Flasche

Gegen die Alkoholsucht richten Medikamente bisher wenig aus. Jetzt beflügelt ein neuer Ansatz die Forscher

Anke Brodmerkel

Die Idee klang ebenso einfach wie verlockend: Man nehme ein paar Monate lang täglich eine Pille ein und ist fortan von seiner Alkoholsucht geheilt. Diese Vorstellung entstand in den Köpfen vieler Menschen nach der Lektüre eines Buchs, in dem der französische Kardiologe Olivier Ameisen mit bewegenden Worten erzählt, wie er nach jahrzehntelanger Alkoholsucht seine Abhängigkeit endlich besiegen konnte. Seine Wunderwaffe war ein Medikament namens Baclofen, das seit vielen Jahren erfolgreich gegen epileptische Anfälle und bei Multipler Sklerose verabreicht wird. Auch zahlreiche Medien griffen das Thema begeistert auf.

Doch ganz so einfach, wie viele glaubten, ist es natürlich nicht. Zwar deutet einiges darauf hin, dass es sich bei dem Aufsehen erregenden Selbstversuch weder um eine erfundene Geschichte noch um einen spektakulären Einzelerfolg handelt. Bisher weiß aber niemand, wie viele Alkoholiker von Baclofen profitieren könnten.

Auf dem Markt sind durchaus schon andere Medikamente zur Behandlung einer Alkoholsucht erhältlich. „Die Erfahrung hat allerdings gezeigt, dass nur höchstens jeder fünfte Alkoholiker mit ihrer Hilfe seine Abhängigkeit überwindet“, sagt der Suchtmediziner Andreas Heinz von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Berliner Charité, Campus Mitte. In Verbindung mit einer psychosozialen Therapie schaffe es etwa jeder zweite, von der Flasche loszukommen. Gemeinsam mit einem Team um Karl Mann, Professor für Suchtforschung am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, arbeitet Heinz daher an Strategien, um die Erfolgsrate der Arzneien weiter zu steigern.

Derzeit sind in Deutschland für die Behandlung einer Alkoholsucht im Anschluss an eine erfolgreiche Entgiftung zwei Medikamente zugelassen, die in der Regel zwischen drei und sechs Monate lang eingenommen werden müssen: Acamprosat (Handelsname: Campral) und Disulfiram (Handelsname: Antabus). Acamprosat mindert im Gehirn die Erregung der Nervenzellen, die durch den Botenstoff Glutamat ausgelöst wird. Die Menge dieses Botenstoffes ist bei Alkoholikern erhöht. Indem Acamprosat direkt auf die an der Abhängigkeit beteiligten Botenstoffe wirkt, mindert es das Verlangen nach Alkohol.

Disulfiram blockiert den Abbau des Alkohols in der Leber. Dadurch reichert sich ein Abbauprodukt des Alkohols an: Acetaldehyd, eine chemische Substanz, die starkes Unwohlsein hervorruft. Wer während der Einnahme von Antabus Alkohol trinkt, erleidet Vergiftungssymptome wie starke Übelkeit, Kreislaufstörungen und Angstzustände.

In rund fünfzig Ländern der Welt, nicht aber in Deutschland, ist noch ein drittes Mittel namens Nemexin für die Therapie der Alkoholsucht zugelassen. Sein Wirkstoff Naltrexon blockiert im Gehirn die Opiat-Rezeptoren. Dadurch bleiben die angenehmen Gefühle aus, die der Genuss von Alkohol oder anderen Drogen hervorrufen kann. Hierzulande wird Nemexin vor allem Heroinsüchtigen verabreicht; viele Ärzte verschreiben es aber auch Alkoholikern, da Alkohol im Gehirn opiatähnliche Substanzen freisetzt.

„Bei allen drei Präparaten sind die erzielten Effekte bislang aber höchstens anderthalbmal so groß wie bei einem Placebo“, sagt Karl Mann. Er und seine Kollegen vermuteten jedoch, dass es in der sehr heterogenen Gruppe der Alkoholiker Patienten geben könnte, die nur auf eines der Medikamente ansprechen, während die anderen Präparate bei ihnen keine oder sogar unerwünschte Effekte erzielen. „Gleichzeitig hofften wir, dass es möglich sein müsste, genau das vor Beginn einer Therapie herauszufinden“, sagt Mann.

Um dieser These nachzugehen, starteten die Mediziner vor acht Jahren die Predict-Studie, die vom Bundesforschungsministerium (BMBF) mit acht Millionen Euro finanziert wurde. Im Rahmen der Untersuchung erhielten 426 Alkoholiker in fünf Suchtzentren Süddeutschlands zusätzlich zu einer psychotherapeutischen Betreuung entweder Acamprosat, Naltrexon oder ein wirkstofffreies Scheinpräparat verabreicht. Gleichzeitig erhoben die Mediziner Daten zum Trinkverhalten und zur Persönlichkeit der Probanden.

Das Ergebnis der Studie schien zunächst wenig ermutigend zu sein: Nach sechs Monaten waren etwa vierzig Prozent der Teilnehmer abstinent oder tranken deutlich weniger – allerdings unabhängig davon, ob sie eines der beiden Medikamente oder statt dessen ein Placebo erhalten hatten.

Parallel zu diesem Teil der Studie hatten die Mediziner jedoch 88 Alkoholiker mit bildgebenden Verfahren näher untersucht. „Auf diese Weise konnten wir Patienten aufspüren, die auf Naltrexon signifikant besser reagierten als auf Acamprosat oder ein Placebo“, sagt Mann. Es handele sich dabei um Menschen, die dem Alkohol vor allem wegen seiner berauschenden, euphorisierenden Wirkung verfallen seien – also nicht um solche, die an der Flasche hängen, um mit dem Alkohol ihre Ängste und Sorgen herunterzuspülen. Mann nennt die Patienten, die auf Naltrexon so gut ansprechen, die Hurra-Trinker: „Das sind Leute, die ziehen mit ihren Kumpels gut gelaunt durch die Gegend und werden dabei rückfällig.“

Dem Team um Mann ist es gelungen, mithilfe der Magnetresonanztomografie vorherzusagen, wer zu den Hurra-Trinkern gehört. „Ihr Gehirn reagiert auf Bilder, die einen vollen Bierkrug oder eine Theke zeigen, stärker und mit einem anderen Muster als das Gehirn anderer Alkoholiker“, erläutert er. Auch Gentests konnten die fröhlichen Trinker aufspüren. Denn sie verfügen über eine ganz bestimmte Rezeptorvariante, an der körpereigene Glückshormone, die Endorphine, andocken.

Da die wenigsten niedergelassenen Ärzte allerdings eine Tomografie oder den besagten Gentest vornehmen können, haben Mann und sein Team einen Fragebogen entwickelt, anhand derer die Ärzte diejenigen Alkoholiker erkennen sollen, die von Naltrexon vermutlich profitieren werden. Darin sollen die Patienten zum Beispiel angeben, in welchen Situationen es für sie besonders schwer ist, abstinent zu bleiben. „Wir vermuten, dass wir die Ansprechrate auf Naltrexon mit diesem Verfahren verdoppeln oder sogar verdreifachen können“, sagt Mann.

Ein anderes erhofftes Ergebnis hat die Predict-Studie nicht erzielt: dass Menschen, die gegen ihre Ängste und Sorgen antrinken, mit Acamprosat die besseren Erfolge erzielen. „Bei diesen Probanden war das Placebo beiden Wirkstoffen sogar leicht überlegen“, berichtet Mann. Das könnte darauf hinweisen, dass man solche Patienten verstärkt psychotherapeutisch behandeln muss.

Dessen ungeachtet würde der Mannheimer Mediziner sich wünschen, dass weitere Medikamente gefunden werden, die bei Alkoholsucht unterstützend eingesetzt werden können. Auch aus diesem Grund ist er sehr gespannt auf die Ergebnisse einer kleinen Studie, die der Charité-Mediziner Andreas Heinz vor Kurzem initiierte: Angeregt von dem Selbstversuch Olivier Ameisens hat Heinz begonnen, Patienten, die schon mehrere vergebliche Entzugsversuche hinter sich haben, Baclofen zu verabreichen.

Derzeit sind es vier Probanden, mindestens zwanzig sollen es werden. „Erst dann können wir abschätzen, ob das Mittel besser ist als ein Placebo“, sagt Heinz. Die Einschätzungen seiner ersten Patienten seien verhalten positiv. Aber weil die Hoffnungen auf beiden Seiten sehr groß sind, könne der erste Eindruck täuschen.

Baclofen imitiert im Gehirn die Wirkung des Botenstoffs Gamma-Aminobuttersäure, kurz Gaba genannt. Gaba ist ein Gegenspieler des bei Alkoholikern in erhöhter Konzentration vorhandenen, erregenden Botenstoffes Glutamat und wirkt daher beruhigend. Eine US-Studie aus dem Jahr 2003 hat gezeigt, dass Baclofen Menschen den Ausstieg aus einer Kokainsucht erleichtern kann. Vielleicht, so hofft Heinz, eignet sich die Substanz ja auch, um den Sorgen-Trinkern bei der Überwindung ihrer Sucht zu helfen. Bisher klagen seine Probanden noch nicht über Nebenwirkungen. Die häufigste Begleiterscheinung von Baclofen ist Müdigkeit; viele Patienten neigen unter dem Mittel aber auch zu Depressionen oder Euphorie.

Sollte die kleine Baclofen-Studie positiv verlaufen, stellt Heinz eine größere kontrollierte Untersuchung in Aussicht, bei dem sich das Medikament gegenüber einem Placebo behaupten muss. Da der Patentschutz für Baclofen schon vor Jahren abgelaufen ist, würde wohl keiner der Hersteller eine solche Studie finanzieren. Heinz hofft daher, die nötigen Gelder vom BMBF oder von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu erhalten. „Denn eines sollten wir nicht vergessen“, sagt er: „Alkoholismus ist eine Erkrankung des Gehirns – allein mit Willenskraft schafft es fast niemand, sie zu überwinden.“

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„Allein mit Willenskraft schafft es fast niemand, die Alkoholsucht zu überwinden.“ Andreas Heinz, Charité-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Manche Menschen werden Alkoholiker wegen der euphorisierenden Wirkung der Droge – andere trinken, um Probleme zu verdrängen. Sogenannte Hurra-Trinker müssen anders therapiert werden als Sorgen-Trinker.

Andere in der Suchtmedizin eingesetzte Medikamente

Alle Medikamente gegen das Craving, die Gier nach Alkohol, wirken im Neurotransmitter-System − dem Kommunikationssystem der Nervenzellen im Gehirn.

Acamprosat, Handelsname Campral, wirkt im sogenannten Glutamatsystem; der erregende Transmitter Glutamat wird durch den Wirkstoff gehemmt. Dadurch verringert sich die mit Blick auf Rückfälle riskante Übererregbarkeit in der frühen Abstinenz, die oft mit Craving einhergeht. Nach anfänglicher Euphorie blieb die Wirkung hinter den Erwartungen zurück.

Naltroxen wirkt im Belohnungssystem, dem Dopaminsystem. Alkohol führt dazu, dass dort Endorphine freigesetzt werden, die dem Körper ein Glücksgefühl verschaffen. Naltroxen blockiert diesen Alkoholeffekt. Da der Alkoholkonsum weniger euphorisierend wirkt, lernt der Körper in der Folge, dass es gar nicht mehr so attraktiv ist, Alkohol zu trinken − das Craving nimmt ab. Anmerkung: in Deutschland nicht zugelassen. In 50 Ländern zugelassen, darunter auch europäische Länder.

Disulfiram, Handelsname Antabus, ist kein Anticravingmittel, sondern ein Wirkstoff, der dafür sorgt, dass Alkoholkonsum zu Übelkeit und Kreislaufstörungen führt. Er wird nur noch unter engmaschiger, klinischer Kontrolle eingesetzt. In der ambulanten Therapie wurde das Medikament einfach mal ausgesetzt um Alkohol konsumieren zu können. Einige Patienten versuchten gegen das Medikament anzutrinken mit teilweise lebensbedrohender Wirkung.