Die Baclofen Saga Teil 6: Das Vermächtnis von Olivier Ameisen

die Würdenträger, die Welt der Alkohologie von unten nach oben gekehrt, erst mit der Publikation seiner Selbstbeobachtungsstudie in der Zeitschrift „Alcohol and Alcoholism“ Ende 2004, später mit seinem ebenso realistischen wie emotionalen Buch „Le Dernier Verre“ (Denoël, 2008), in welchem er seine Geschichte von Untergang und Heilung beschrieb; eines der besten Bücher über Alkoholismus (Das Ende meiner Sucht 2009 Kunstmann Verlag).

Gleichermassen stur und kompromisslos, gegenüber Befürwortern wie Gegnern seiner Entdeckung, heftete er seinen blauen Kinderblick zugleich scharfsinnig und verstört auf die Verderbtheiten der akadamischen Welt und auf seine «Mitbrüder», gefangen in Interessenkonflikten, blind in ihren Vorurteilen. Nie um klare Aussagen oder geistreiche Worte verlegen, verteidigte er seine Arbeit mit zuweilen überschäumendem oder ungeschicktem Eifer.

Es musste viel Zeit vergehen, bis sich dieser große therapeutische Fortschritt durchsetzen konnte, dessen unbestrittener Urheber Olivier Ameisen war. Die geheilten Alkoholkranken waren seine besten Verbündeten. Sie hatten sich im aussergewöhnlichen Selbstporträt von «Le Dernier Verre» wiedererkannt und konnten innerlich nachempfinden, welche Wohltat dieser alte Wirkstoff bewirken könnte, dessen immenses Potential Ameisen in zweckmässiger, d.h. hoher Dosierung nachgewiesen hatte.

Der letzte öffentliche Auftritt von Olivier Ameisen fand am 3. Juni 2013 im Hôpital Cochin statt: ein Kolloquium, Baclofen gewidmet. Dieser wissenschaftlichen Versammlung war im April ein Appell voraus gegangen, um die Zugänglichkeit von Baclofen für die Patienten endlich zu erleichtern. Die Behörden, mit den wissenschaftlichen Fakten vertraut und seit Monaten alarmiert, gaben durch Prof. D. Maraninchi, Direktor der Nationalen Behörde für Arzneimittelsicherheit (ANSM) bekannt, dass für Baclofen eine befristete Anwendungsempfehlung (RTU) ausgesprochen werden würde. … weiter auf Seite 3

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