Interview im Nouvel Observateur mit Bernard Granger

Baclofen, ein Muskelrelaxans, verschrieben zur Behandlung des Alkoholismus, zeigt ein weiteres Mal gute Resultate bei alkoholabhängigen Patienten.

Baclofen: 2 von 3 Patienten mässigen ihren Alkoholkonsum

BGranger-copieEine weitere Studie zugunsten der Verschreibung von Baclofen bei Alkoholabhängigkeit! Prof. Bernard Granger, am Hospital Tarnier praktizierend, bestätigt gegenüber dem Nouvel Observateur ein weiteres Mal die Wirksamkeit dieses Muskelrelaxans‘ bei Alkoholabhängigkeit.

Eine wichtige Meldung für dieses Medikament im bislang unentschiedenen Diskurs
Um die „Sicherheit und Wirksamkeit“ des Mittels zu evaluieren, hat die nationale Agentur für Medikamentensicherheit ANSM grünes Licht für zwei klinische Studien gegeben. Die erste (Bacloville), im Mai 2012 für 18 Monate lanciert, hat zum Ziel, die Wirksamkeit des Medikaments gegenüber Placebo nach einem Jahr ambulanter Versorgung zu untersuchen.
Die zweite (Alpadir), ebenfalls placebokontrollierte Studie und bewilligt im Oktober 2012, wurde in stationärer Behandlung mit 316 Personen gestartet. Die Hälfte nimmt Baclofen in einer beträchtlichen Dosis.

Während auf die Ergebnisse gewartet wird, hat die ANSM bereits die Genehmigung einer zeitlich begrenzten Anwendungsempfehlung, mit offener Verschreibung an Allgemeinärzte ausgesprochen. Auf diesem Hintergrund führt Prof. Bernard Grange in seiner psychiatrischen Abteilung aktuell seine eigene Studie durch.

Eine Erfolgsrate von 68%
Besagte Studie bezieht sich auf die Gesamtheit der alkoholabhängigen oder -missbrauchenden Patienten, die im Hospital Tarnier (Paris) in der Psychiatrie bei Prof. Bernard Granger behandelt werden. Diese Teilnehmer haben zu Beginn des Jahres 2012 mit der Einnahme von Baclofen begonnen.

Insgesamt 81 Patienten (53 Männer und 28 Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren (18 der jüngste und 67 der älteste). Die vom Team des Prof. Granger erreichten Resultate sind noch besser als die 2012 von anderen französischen Equipen ermittelten Ergebnisse. Sie zeigen nach 6 Monaten eine Rate von 68 % abstinenten oder moderat trinkenden Patienten. Die Erfolgsrate erhöht sich sogar auf 83%, wenn man diejenigen einschliesst, die ihren Konsum um die Hälfte reduziert haben.

Häufige unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Einziger Dämpfer dieser Studie: die hohe Rate an festgestellten unerwünschten Arzneimittel-wirkungen, bei nahezu 100% der Patienten. Lediglich 3 Patienten waren damit nicht konfrontiert. Die häufigsten sind Schlafstörungen und Kraftlosigkeit. Sie waren in den meisten Fällen vorübergehend und machten nur bei dreien den Abbruch der Behandlung nötig.
4 Patienten mussten darüber hinaus hospitalisiert werden (5%). Die Zahl der Fälle von Abbruch aufgrund der Nebenwirkungen sind gering, „4% in unserer Studie“, berichtet Prof. Granger.

Schlussfolgerung des Psychiaters: „Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis zu Gunsten der Baclofen-Verschreibung positiv ausfällt“. Prof. Granger gegenüber dem Nouvel Observateur: „Das Nichtnutzen dieses therapeutischen Wegs stellt eine Form von unterlassener Hilfeleistung an gefährdeten Person dar. Es ist offensichtlich, zumal keine andere Behandlung die Wirksamkeit von Baclofen bei dieser Indikation hat“.

Im März 2012 haben französische Ärzte, Pioniere der Baclofenverschreibung, ihre erste Studie zum Nutzen des Medikaments bei Alkoholabhängigkeit publiziert. 181 Risikotrinker wurden in diese französische Studie eingeschlossen. Sie hatten alle Behandlungen versucht, sie waren in der Sackgasse. Rund 132 Patienten wurden während eines Jahres begleitet. Resultat: Rund 60% unter ihnen, wurde der Alkohol gleichgültig und sie konnten ihren Konsum umfassend kontrollieren. Denn dieses Medikament hat eine sehr besondere Wirkung: es unterdrückt den Suchtdruck. Anders gesagt, das eine oder andere Glas zu trinken, bleibt immer möglich, weil der Abstieg in die Hölle nicht mehr stattfindet.

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