Artikel aus Le Figaro, Paris

Le Figaro, Paris 25.05.2011

Rund fünf Millionen Menschen in Frankreich haben ein Problem mit Alkohol, zwei Millionen Menschen trinken süchtig und sind Alkoholkrank. Seit zwanzig Jahren könnten viele von ihnen ihre Sucht durch Baclofen behandeln lassen, mit (Lioresal®), einem Muskelrelaxans das in hohen Dosen erfolgreich sein kann. Sehr erfolgreich sogar, gerade bei denjenigen, die seit vielen Jahren alle anderen Möglichkeiten erfolglos versucht haben. 

Heute werden diese Patienten von ihren Ärzten unterstützt und ich verstehe nicht, warum die Gesundheitsbehörden sich nicht für dieses „Wundermittel“ interessieren das ursprünglich gedacht war, um Krämpfe bei Menschen mit Multipler Sklerose behandeln … „Wenn sich herausstellt, dass Baclofen bei Menschen mit Alkoholismus Rückfälle verhindern kann, wird die Tatsache, dass es nie eine großflächige Studie für die Zulassung in dieser Indikation gegeben hat, einen echten Verlust der Möglichkeit, sie zu behandeln darstellen“, protestiert Professor François Paille, alcohologist CHU Vandoeuvre-les-Nancy (Meurthe-et-Moselle) und Autor eines kürzlich veröffentlichten Berichts der Französischen Gesellschaft gegen Alkoholismus.

Die gleiche Geschichte auf der Seite des Französischen Föderation der Sucht, die eine Bewertung dieser Behandlung fordert. „Wir müssen wissen, wie das Profil derer beschaffen sein sollte die von einer Behandlung mit Baclofen profitieren können. Mit welchem Ergebnis, in welcher Dosis, je nach Vorgeschichte und für wie lange … fordert Professor Straw. Leider sagt Novartis Pharma, das Medikament sei in die Public Domain gefallen, Novartis hat keinerlei Interesse eine solche Studie zu finanzieren. Und bis jetzt hat sich unser Land als unfähig erwiesen, öffentliche Gelder zu mobilisieren. „Eine beantragte Studie des Cochin Hospitals hätte schon längst gestartet werden können, aufgrund fehlender Mittel ist dies bis heute nicht geschehen“ bedauert Professor Straw. „1.000.000 € würden dafür genügen, vielleicht sogar noch weniger …“


Patienten sind sehr motiviert

„Alle Ärzte sind nun in einer sehr unangenehmen Situation: „diejenigen die Baclofen verschreiben, tun dies auf eigenes Risiko off-label. Noch schlimmer ist es für Patienten, die keinen Arzt finden und unkontrolliert das Medikament mit unbekannter Herkunft aus dem Internet bestellen“, sagt Dr. Fatma Bouvet de Maisonneuve, Psychiater und Addictologists bei Ste-Anne in Paris und Verfasser von „Frauen mit Alkohol“. Der Druck, von verschiedenen Medien einerseits und den Patienten andererseits, der auf den verschreibenden Medizinern lastet, nimmt ständig zu. .

Dr. Annie Rapp, Mitglied der verschreibenden Ärzte seit 2009 sucht regelmäßig den Austausch mit Kollegen und versucht ein Profil von Patienten zu erstellen, die am besten auf diese Behandlung ansprechen. Sie sagt, „sie sind hoch motiviert, strukturiert in ihrem Alltag, trinken vorzugsweise Abends und überwiegend Zuhause. Umgekehrt sehen wir mehr Ausfälle oder Schwierigkeiten bei Patienten die nur unter dem Druck ihrer Umgebung zu uns kommen, die aus reiner Gewohnheit trinken oder die unter einer zugrunde liegenden psychiatrischen Erkrankung, wie z. B. Major Depression leiden“. Diese Beobachtung ist nicht verwunderlich, sagt Dr. Bouvet: „fast die Hälfte der Frauen (46%) mit Alkoholabhängigkeits-Diagnose ist im Laufe ihres Lebens an einer Major Depression oder Angst erkrankt. Es ist jedoch wichtig, diese Komorbiditäten zu behandeln, entweder mit Baclofen und/oder einer alternativen Therapie, da anderenfalls ein Therapieversagen drohen kann“.

„Das Patienten Monitoring ist sehr wichtig, auch wegen möglicher Sicherheitsrisiken durch diese Behandlung (Sedierung, Tinnitus, Sehstörungen). Basierend auf unseren Beobachtungen sind diese Probleme sofort reversibel, sobald die Patienten auf eine niedrigere Dosis eingestellt worden sind“, sagt Dr. Annie Rapp.

Also, Baclofen oder nicht? „Es gibt genügend Indizien dafür, dass bei Patienten, bei denen die konventionelle Behandlungsmethode versagt hat, Baclofen das Mittel der Wahl ist. Die besten Erfolge sind allerdings erst dann möglich, wenn eine umfassende Psychologische Behandlung, Familiäre Beratung und soziale Betreuung implementiert ist“, schloss Dr. Bouvet und Professor Straw.

Quelle: http://www.lefigaro.fr/sante/2011/05/24 … uation.php


Alles das ist im Grunde nicht wirklich Neu.

Neu ist aber die immer breiter werdende Basis der „verschreibenden Ärzte“ und Befürworter die anders, als bei uns in Deutschland, mit ihren Ansichten und Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen. Das ist kein Vorwurf an unsere „verschreibenden Ärzte“, es ist ein Vorwurf den ich den bundesdeutschen Medien mache. Spiegel, Stern, Focus, SZ, FAZ, Die Zeit, alle habe ich angeschrieben. Außer vorgefertigten Standard-Antworten wie: „die dafür zuständigen Redakteure werden sich mit Ihnen in Verbindung setzen“, ist nichts geschehen.

Federico

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