Nebenwirkungen – Baclofen, Äpfel, Aspirin

Von Jean Paul Lascaux

Wenn man darüber nachdenkt, hat eigentlich alles Nebenwirkungen. Nehmen wir z. B. den guten alten Dachziegel, den die Provenzalen in seiner römischen Variante romaine nennen, da er seit Römerzeiten in gleicher Form verwendet wird. An und für sich hat er keine Nebenwirkungen, es sei denn er fällt einem auf den Kopf. Dann können diese Nebenwirkungen allerdings tödlich sein. So ist es mit fast allem. Eine Überdosis Politik und man wird zum Terroristen, Religion kann zum Wahnsinn führen, indem man sich für Jesus selber hält, zu viel Liebe führt zu sklavischer Abhängigkeit, in allen Fällen verliert man die Kontrolle über sein Leben.

Oder nehmen wir die Äpfel, um es  anschaulicher zu machen solche der Sorte Cox Orange. Äpfel gelten als ausgesprochen gesund. One apple a day keeps the doctor away, der Satz stammt von Linus Paulin, berühmter Chemiker (Quantenchemie, Molekularbiologie, orthomolekulare Medizin, wir erinnern uns, wenn auch sehr schwach) und amerikanischer Friedens- Nobel-Preisträger 1962.
One apple a day, geschenkt, aber was ist mit zehn Äpfeln am Tag, was mit 100? Wenn man sich nur noch von Äpfeln ernährt, was sagen da die Ernährungswissenschaftler, diese Scharlatane, die uns täglich mit ihren Ratschlägen nerven, als da wären: Ein Glas Rotwein am Tag sei gut fürs Herz, zwei Flaschen Bier seien gut für die Durchspülung der Nieren, ein Schnaps nach dem Essen, verharmlosend auch Digestif genannt, fördere die Verdauung, ein Drink vor dem Essen (Aperitif) rege die Verdauung an, ein Likör für den Darm, einen Obstler fürs Hirn, und – und – und, am Ende setzt man sich mit 1,2 Umdrehungen ans Steuer, wenn man nur die Empfehlungen der Ernährungswissenschaftler befolgt.

Ohne abwegige Übertreibung kann man aber wohl sagen, dass Äpfel keine Nebenwirkungen haben. Es sei denn, man lässt sie gären.
Vor etlichen  Jahren machte JPL einmal Bekanntschaft mit einem saarländischen Verein, der sich den unverfänglichen Namen Ensheimer Obstfreunde gegeben hatte. Seine Mitglieder waren allesamt ehrenwerte Stützen der Gesellschaft, im wesentlichen Männer zwischen 50 und 70 (Frauen waren selbstverständlich nicht erlaubt), die sich hingebungsvoll der Pflege eines stattlichen Obstgartens widmeten. Da wurde gestutzt, geschnitten, gepfropft, kompostiert und gepflanzt, dass einem das Herz aufging.

Die Ernte gestaltete sich allerdings etwas eigenartig. Das Obst wurde nämlich nicht im reifen Zustand von den Bäumen gezupft, sondern man ließ es zunächst einige Tage unter den Bäumen liegen. Wenn es dann schon braune Faulstellen gebildet hatte, aber noch kurz vor der Verwesung, wurde es von den rüstigen Obstfreunden in großen Weidenkörben eingesammelt. Was zunächst wie eine Erntemethode aussehen kann, die es ermöglicht, das Obst zu ernten, ohne auf die so gefährlichen Leitern zu steigen, erscheint im anderen Licht, wenn man sich die weitere Verwendung vor Augen hält.

Die wiederum bestand darin, dass man umgehend anfing, den Gärungsprozess zu beschleunigen und mithilfe blitzblank geputzter Apparaturen dem Obst seine Essenz zu entziehen, die man auch Geist nennt. Wenn ihnen jetzt der Geist des Weines einfällt, der im Asbach Uralt enthalten sein soll, sind sie auf der richtigen Spur. Wobei ihm immer der sehr beliebt Spruch aus Schülertagen einfiel, Wenn eine Frau dich splitternackt von hinten an die Eier packt, dir also gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert. Im Asbach Uralt liegt der Geist des Weines. Man müsste den Spruch der Firma glatt mal anbieten, der Zeitpunkt scheint gut gewählt.
Jedenfalls, bei den Ensheimer Obstfreunden mit dem unverfänglichen Namen handelte es sich um eine lupenreine Schwarzdistille, die lediglich durch die Pflege heimatlichen Brauchtums vor der lästigen Steuer geschützt war. Dabei half auch, dass ein Beamter des Saarbrücker Finanzamts Mitglied der Freunde war.

Sind Äpfel also ohne Nebenwirkungen? Kommt darauf an, was man damit macht. Apfelgeist hat jedenfalls ganz erhebliche Nebenwirkungen, aber damit kennen wir uns ja aus. Bei Aspirin ist das übrigens ähnlich. Wenn man den Beipackzettel von Aspirin liest, was JPL natürlich nie getan hatte, fragt man sich, ob es richtig sein kann, das Medikament ohne Verschreibung als OTC*-Ware zu verkaufen.

Es war ihm jedenfalls unbekannt, dass Aspirin Kopfschmerzen verursachen kann? Da heißt es bei der Firma Bayer: Worauf müssen Sie noch achten? Bei längerem hochdosierten, nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch von Schmerzmitteln können Kopfschmerzen auftreten, die nicht durch erhöhte Dosen des Arzneimittels behandelt werden dürfen.

Auszug aus dem Beipackzettel von Aspirin: Worauf müssen Sie noch achten? Bei längerem hochdosierten, nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch von Schmerzmitteln können Kopfschmerzen auftreten, die nicht durch erhöhte Dosen des Arzneimittels behandelt werden dürfen.

Die Nebenwirkungen von Baclofen müssen wir uns ansehen. Dabei ist natürlich hilfreich, dass das Medikament bereits seit mehr als 40 Jahren verschrieben wird.

 

 

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