Bereits 2007 veröffentlichte Studie von Dr. Giovanni Addolorato

THE LANCET07.12.2007


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Baclofen unterstützt die Alkoholabstinenz bei Patienten mit Leberzirrhose

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Das Medikament Baclofen unterstützt wirksam die Alkoholabstinenz bei alkoholabhängigen Patienten mit Leberzirrhose und könnte eine wichtige Rolle bei der Behandlung dieser Personen spielen. So lauten die Schlussfolgerungen der Autoren eines Artikels in der aktuellen Ausgabe.

Alkohol bleibt die häufigste Ursache für Leberzirrhose in Industrieländern. Ständige Alkoholaufnahme bei Personen mit alkoholbedingter Leberzirrhose ist mit einer erhöhten Mortalität assoziiert. Die wirksamste Behandlungsstrategie für solche Personen ist die totale Alkoholabstinenz, da medizinische und operative Behandlung der alkoholbedingten Leberzirrhose bei anhaltendem Alkoholkonsum nur eine eingeschränkte Wirksamkeit zeigen.

Dr. Giovanni Addolorato vom Institut für Innere Medizin der Katholischen Universität Rom und seine Kollegen führten eine Studie mit 148 alkoholabhängigen Patienten mit Leberzirrhose durch, die an ihr Institut verwiesen wurden. 84 dieser Patienten wurden randomisiert und bekamen entweder Baclofen (42 Personen) oder ein Placebo (ebenfalls 42 Personen). Die komplette Alkoholabstinenz sowie die zeitliche Dauer dieser Abstinenz wurden durch Hausbesuche bei den Patienten überwacht. Hierbei war ein Rückfall als Aufnahme einer Alkoholmenge definiert, die vier normale Drinks pro Tag oder eine Gesamtaufnahme von 14 oder mehr Standarddrinks pro Woche innerhalb eines Zeitraums von mindestens vier Wochen überschritt. Ein Standarddrink entspricht dabei 12 Gramm absolutem Alkohol.

Die Forscher fanden heraus, dass 71 Prozent der Patienten, die Baclofen einnahmen (30/42), die absolute Alkoholabstinenz durchhielten verglichen mit 29 Prozent (12/42) aus der Placebogruppe. Die Patienten, die Baclofen einnahmen, waren außerdem mehr als doppelt so lange alkoholabstinent im Vergleich zur Placebogruppe (62.8 Tage verglichen mit 30.8 Tagen).

Die Autoren erklären: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die orale Gabe von Baclofen einem Placebo bezüglich des Erreichens und Aufrechterhaltens von Alkoholabstinenz und auch der Abstinenzdauer bei alkoholabhängigen Patienten mit Leberzirrhose signifikant überlegen ist. Diese Reduktion der Eigenanzeigen bezüglich der Alkoholaufnahme führte auch zu signifikanten Reduktionen klinischer Leberwerte, was die Eigenanzeigen bestätigt und vermuten lässt, das die Reduktion der Alkoholaufnahme ausreichend war, um die Leberschäden zu verringern.“

Sie schließen. „Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass Baclofen auf Grund seiner Anticraving-Wirkung (Medikamente, die auf Transmittersysteme Einfluss nehmen und so starkem Verlangen nach einer Droge entgegenwirken) und seiner Sicherheit eine wichtige Rolle bei der Behandlung alkoholabhängiger Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose spielen könnte.“

In einem Begleitkommentar erklären Dr. James Garbutt vom Department of Psychiatry der University of North Carolina und Dr. Barbara Flannery vom Transdisciplinary Behavioural Science Programme von RTI International in Baltimore, dass viele Medikamentenstudien zu Alkoholismus Personen mit medizinischen, psychischen und komorbiden Missbrauchsproblemen ausschließen und daher ihre Validität in der realen Welt nur begrenzt ist.

Sie erklären jedoch auch: „Trotz des wissenschaftlichen Erfolges bei der Entdeckung wirksamer Medikamente für Alkoholiker werden diese von Ärzten nur zögerlich angewendet. Die Ergebnisse moderner klinischer Studien wie der von Addolorato und Kollegen müssen auf den klinischen Alltag in der Grundversorgung übertragen werden, wenn diese Behandlungsmethoden der öffentlichen Gesundheit zugute kommen sollen.“

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